die metattheologie stellt sich den menschen (egal ob gläubig oder ungläubig) als eine black box vor. auf der einen seite geht die erkenntnis gottes hinein (die offenbarung wird aufgenommen), aus der anderen seite kommen handlungen und glaube (in form von ansichten und theologie heraus). dazwischen passiert etwas mit der offenbarung: sie wird erkannt und verarbeitet. das ergebnis, das dabei herauskommt ist von mensch zu mensch unterschiedlich, es muss also etwas innermenschliches geben, was die offenbarung, mal so, mal so, verarbeitet:“(ein schönes beispiel ist römer 1,16-21, hier sagt paulus, dass eigentlich jeder mensch ein wissen von gott hat, aber es nicht bei jedem dazu führt, dass gott gepriesen und gedankt wird. das bedeutet im sinne der metatheologie, dass dasselbe in allen menschen ist, aber die reaktion durchaus verschieden ausfällt. : „)“:.
blackbox
jesus hat diese eigenschaft des hörers in einem streitgespräch mit pharisäern zum ausdruck gebracht: „Nichts, was von außen in den Menschen hineinkommt, kann ihn unrein machen, sondern was aus dem Menschen herauskommt, das macht ihn unrein.“ (markus 7,15:“(nach der einheitsübersetzung)“: ). als ihn seine jünger danach befragten erklärte er ihnen, dass es egal ist, was der mensch isst (eine starke aussage für einen juden!), denn essen geht nur in den bauch und dann ins klo. aber das, was der mensch tut und sagt entspringt seinem innersten (seinem herzen) und kann sehr wohl sünde sein und den menschen verunreinigen.
das ist interessant, denn wir neigen als menschen dazu, diesen umstand ganz anders zu sehen. wir sehen uns gerne als geschöpf unserer umwelt und wissen für alles negative verhalten gründe anzuführen, die aus der erziehung, gesellschaft oder (neuer) der genetik kommen. „ich bin eben so, weil meine eltern schon so waren und ich eine (un)glückliche kindheit hatte. etc.“ dem steht das wort jesu entgegen: nicht was andere in uns hineingetragen haben macht uns unrein (verändert uns negativ) sondern das, was wir daraus machen. äussere umstände mögen uns anlässe zur schlechten entwicklung bieten, aber sie zwingen uns nicht dazu, uns negativ zu entwickeln. wir sind nicht in diesem sinne vorher- oder fremdbestimmt.
ich glaube, dass jesus in diesem satz den menschen als blackbox anspricht. es können ja zwei menschen auf dieselben umstände völlig unterschiedlich reagieren. der eine wächst in ärmlichen verhältnissen auf und bleibt sein leben lang arm, der andere wird vom tellerwäscher zum millionär. der eine wächst in einer reichen familie auf und wird ein unausstehlicher dandy, der andere distanziert sich von seiner vergangenheit und baut gemeinde (wie franz von assisi). im englischen gibt es eine redensart, die beschreibt, wie unterschiedlich menschen auf (neagtive) erlebnisse reagieren: „it will either make you bitter or better“. das beschreibt es genau.
welche reaktion genau auf einen reiz von aussen kommt kann niemand genau vorhersagen. man kann natürlich mit einer gewissen wahrscheinlichkeit einen verhaltensspielraum prognostizieren, aber sicher kann man sich nicht sein. jeder, der mit menschen zu tun hat kennt dieses phänomen der überraschenden fehleinschätzungen. man nimmt all seinen sachverstand zusammen und denkt voraussagen zu können, wie jemand sich in der einen oder anderen situation verhalten und entwickeln wird und – es kommt ganz anders. als ich meine theoretische fahrprüfung bestanden hatte sagte der fahrlehrer: „das hätte ich nie gedacht, dass du das beim ersten mal schaffst.“ er war vom fach und hatte jahrzehntelange erfahrungen auf dem gebiet. alles sprach gegen mich und dennoch habe ich es geschafft. menschliche reaktionen sind nicht 100%ig vorhersehbar.

humberto maturana :“(humberto maturana: „was ist erkennen?“, münchen, 1994, seite 36)“: hat das sehr schön auf den punkt gebracht als er schrieb: „als strukturdeterminierte systeme sind wir von aussen prinzipiell nicht gezielt beeinflussbar, sondern reagieren immer im sinne der eigenen struktur. so kann ich nicht steuern, wie meine worte wirken: jeder liest, was er oder sie liest, dafür trage ich keine verantwortung! nicht der text legt fest, was sie lesen, sondern ihre strukur, ihre befindlichkeit.“
das bedeutet, dass nicht etwas äusseres über meine reaktion entscheidet, sondern inneres. um ein bild zu benutzen: wenn ich mit einem hammer auf einen gegenstand schlage, dann bestimmt die struktur des gegenstandes was der schlag ausrichtet. ein stein wird zerplatzen. wenn ich aber auf einen fussball schlage springt der hammer wieder zurück.
die vorstellung, dass gott zu menschen direkt sprechen und damit eine gezielte, immer gleiche, reaktion hervorruft ist schlicht eine illusion. je nachdem ob die zuhörer bälle oder steine sind, wird das ergebnis anders aussehen.

diese tatsache sollte zwei weitreichende konsequenzen haban:

    1. wie wir geistliches wachstum herbeiführen.
    trinity hat in ihrem blog einen interessanten post über die unterschiede zwischen scholastischer und monastischer theologie gepostet:“scholastik vs monastik“:http://daggionline.blogspot.com/2005/08/unterschied-zwischen-scholastischer.html. ich zitiere einmal die wensentlichen unterschiede:
    „Scholastische Theologie ist „sitzende Theologie“. Ihr Ziel ist der Erwerb von Wissen und das Vorantreiben von Wissenschaft. Dialektische Argumentation, Logik und Vernuft sind ihre Mittel. Wenn man ihre Vorgehensweise in einen Dreischritt packen will, dann wäre das – Lectio (Lektüre)
    – Quaestio (Fragestellung) und schließlich
    – Disputatio (kontroverse Diskussion zur Fragestellung.

    Demgegenüber könnte man die monastische Theologie eher als die „knieende Theologie“ bezeichnen. Ihr Ziel ist der Erwerb von Weisheit, innerem Verstehen und die Erkenntnis eher übergeordneter Zusammenhänge. Ihr Mittel ist die Lectio Divina, die sich in den Dreischritt

    – Lectio (Lektüre)
    – Meditatio (inneres Verkosten)
    – Oratio (Gebet)

    fassen lässt.“

    in diesem sinne würde ich der monastischen theologie recht geben, denn die scholastische zielt auf wissen, die monastische auf veränderung. fragen und diskutieren sind mittel der logischen wissensaufnahme, während meditation und gebet zu einer veränderung des menschen (seiner struktur) führen. ausgehend von maturanas definition kann wissen den menschen nicht verändern. es kann an ihn herangetragen werden und eine reaktion auflösen, die 100% darauf zurückzuführen ist, wie er „tickt“. meditation aber ändert den menschen selber im sinne von römer 12 und verändert seine fähigkeit, mit gott zu leben und von gott zu lernen. seine erkenntnisfähigkeit der göttlichen offenbarung ändert sich. das ist der grund, warum eigentlich alle mir bekanntes geistlichen „heavys“ (blödes wort, ich hab gerade kein anderes), die meditation über das studium setzten. vielleicht ist das auch der grund dafür, dass die scholastik so eine kalte und irgendwo geistlose epoche der kirchengschichte war während teilweise gleichzeitig die mystischen bewegungen voll leben und inspiration waren. ich wäre immer mystiker gewesen!
    was für die persönliche frömmigkeit gilt sollte sich auch im gottesdienst und allgemein in der konzeption des gemeindlichen lehrangebots niederschlagen. wie, weiss ich auch nichz, aber es hat sich gezeigt, das blosse biblische richtigkeiten kein leben verändern können. lehre müsste mehr so angelegt sein, dass sie die struktur verändert statt menschen „von aussen“ anzustossen.

    2. wie wir miteinander reden.
    neben gottesdienst, persönlichen frömmigkeit und geistlicher disziplin müsste die erkenntnis des strukturdeterminismus zu einer veränderten gesprächskultur führen. theologische diskussionen waren schon immer von einem starken bedürfnis danach geprägt „recht“ zu haben, sich durchzusetzen, zu gewinnen. dabei haben sich dinge verschoben. es geht nicht darum etwas richtiges zu wissen sondern von etwas richtigem geprägt zu sein. damit befindet sich die theologische diskussion, die nur zu doktrin führt auf dem holzweg.
    die geschichte gerade der katholischen kirche mit lehrverboten, päpstlichen bullen usw. weist darauf hin, dass theologischer diskurs oft auf einen machtkampf hinausläuft der irgendwann durch ein höheres amt entschieden wird. konsequent zu ende gedacht kommt es dann beim christentum nur noch darauf an den richtigen lehrsatz zu kennen und zu bekennen. so wird aus dem biblischen glauben als vertrauen ein religiöser glaube des für-wahr-haltens. ein himmelweiter unterschied ob jemand gottes existenz dogmatisch bejaht oder gott sein leben anvertraut.theologisch wäre eine umwertung aller werte dran. nicht mehr ein wissen hochzubewerten, dass doch aussen bleibt und den menschen in seiner struktur nicht ändert; statt dessen das hoch zu bewerten was den menschen in eine beziehung zu gott bringt und in dieser wachsen lässt. also das, was letzten endes ihn selber ändert.

das war mal wieder ein langer und trockener post. deshalb noch was lustiches am ende: http://www.evilhell.net/?p=251

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4 Kommentare

  1. zitat von dir : „lehre müsste mehr so angelegt sein, dass sie die struktur verändert statt menschen “von aussen” anzustossen.“

    glaubst du dass es lehre geben kann, die den weg an der black box und den entsprechend undeterministischen mechanismen in ihrem inneren umgehen kann ? selbst dinge wie sagen wir mal erlebnisspaedagogik die ein erleben von wissen etc. schaffen will sendet ihre signale doch trotzdem ueber den gleichen kanal in die black box.

    hmm. abre interessante idee, dass gott jenerwelcher ist, der eben diesen weg hat.

  2. hi stan,
    tut mir leid, dass ich erst heute antworte. musste erst mal drüber nachdenken.
    nein, ich denke nicht, dass etwas umgangen werden kann. aber ich denke, dass jeder sich selbst ändern kann und dass es methoden des lehrens gibt, die eher auf den verstand zielen und welche, die eher in die tiefe gehen. ganz genau habe ich das noch nicht auseinanderklamüsert, aber ich gehe erst einmal davon aus, dass es geht.
    meditation wird begünstigt wenn lehre etwas hat, was emotional greift und bilder entstehen lässt. das könnte einen menschen so überzeugen, dass er bereit ist, sich zu ändern. zumindest würde der änderungsprozess begünstigt weil die lehre nihct im kopf hängenbliebe.

  3. In Anbetracht der Verschärfung der Gegensätze zwischen Evolutionsanhängern und fundamentalistischen Religionsfanatikern möchte ich versuchen, eine wissenschaftlich fundierte Aussage zu diesem Themenkomplex beizusteuern. http://mitglied.lycos.de/futuremann/

    Ich glaube, dass es unbedingt notwendig ist, die allgemeine Unkenntnis der Zusammenhänge von belegten Tatbeständen und reine Spekulation in der Darwinschen Evolutionstheorie zu beseitigen.
    In diesen Zusammenhang ist die Frage erlaubt, beinhaltet Evolution die ständige Weiterentwicklung der Arten, oder ist sie nur eine Vorspiegelung von falsch interpretierten Zusammenhängen. Falls letzteres zutreffen sollte, ergibt sich die Schlussfolgerung, dass der Tod nicht als untrennbarer Bestandteil des Lebens angesehen werden muss, weil er als Voraussetzung für die Weiterentwicklung der Arten nach Darwin nicht mehr benötigt wird.
    Das bedeutet nichts anderes, dass der Zelltod des Alterungsprozesses nachträglich im biologischem System implantiert worden ist.
    Ich empfehle wärmstens, die Publikation zu diesem Thema im Internet anzuklicken.

    Mit freundlichen Grüßen

    Ihr H.W. Spice

  4. hallo spice,
    vielen dank für den link und herzlich willkommen auf meinem blog! ich freue mich, einen weiteren wissenschaftlich versierten menschen hier begrüssen zu dürfen!

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  1. […] metatheologie-jesus-und-die-metatheologie-2 — Klick hier und zu dem Artikel zu gelangen… Klingt trocken, ist ein wenig trocken, aber wenn man sich den Artikel im gesamten durchliest, dann hat das einen “Aha”-Effekt. Zumindest für mich als Theologie-Student…   […]

  2. […] viele christen leben so, wie satan es sich vorstellt: in den guten zeiten stehen sie zu ihrem gott, bekennen sich zu ihm und leben “geistlich”; geht es ihnen aber schlecht, fluchen sie gott ins angesicht und können nicht mehr glauben. es ist deprimierend zu lesen, dass es offensichtlich genau das ist, was satan sich vorstellt; gleichzeitig entlarvt es seine strategie uns aus der innigkeit mit gott zu holen: verschlechterung der umstände. es ist die alte lüge (und sie ist tatsächlich schon sehr alt wenn sie in einem ca.4000 jahre altem buch zu finden ist!), dass es uns immer so gut geht wie die umstände es zulassen in denen wir leben. läuft unser leben gut geht es uns gut; läuft unser leben schlecht, geht es uns schlecht. ein prinzip, dass sich scheinbar auch auf unser leben mit gott anwenden lässt: der mensch als spielball seiner umstände. auch wenn es plausibel klingt, es ist eine lüge. wir sind nicht von den umständen abhängig; weder unsere liebe und treue zu gott, noch unsere gefühle sind aussengesteuert. umstände geben uns anlässe uns positiv oder negativ zu verhalten, aber letztlich bestimmen wir unser verhalten selbst und willentlich. wer darüber weiterlesen möchte, kann das hier tun. als christen sollen wir die welt mit allen ihren umständen überwinden, das ist eine der grössten verheissungen jesu, unabhängigkeit von äusserlichkeiten (z.b. römer 8,37) […]

  3. […] oder Verarbeitung völlig unterschiedlich aussehen. In der Sprache Humberto Maturanas heisst das: Als strukturdeterminierte Systeme sind wir von aussen prinzipiell nicht gezielt beeinflussbar, […]

  4. Charakter « sagt:

    […] bestimmen wir unser Verhalten selbst und willentlich. Wer darüber weiterlesen möchte, kann das hier tun. Als Christen sollen wir die Welt mit allen ihren Umständen überwinden, das ist eine der […]

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