12. Februar 2006 0

Integrität – Hiob 4,3-5

Sieh, viele hast du unterwiesen und erschlaffte Hände stark gemacht. Dem Strauchelnden halfen deine Worte auf, wankenden Knien gabst du Halt. Nun kommt es über dich, da gibst du auf, nun faßt es dich an, da bist du verstört. (Hiob 4,3 -5 nach der Einheitsübersetzung)

Hiobs Freunde sehen seine momentanen Zustand, und mehr noch seine Reaktion auf diesen Zustand, als etwas an was nicht zu dem passt, was er anderen gepredigt hat. Früher war Hiob ein geachteter Mann dessen Worte etwas galten und der vielen weitergeholfen hat. Nun sitzt er im Staub, schabt sich die Geschwüre mit einer Scherbe (2,7), klagt und jammert.
Das Anliegen der Freunde ist völlig nachvollziehbar. Wer hat sich noch nie über Leute geärgert, die Brot predigen und Schnitzel essen? Es gibt ja viele solcher Spezialisten die anderen ein schlechtes Gewissen machen und selber nicht nach dem leben, was sie sagen. Vor solchen Menschen kann man warnen, um sie sollte man einen Bogen machen. Aber während wir einen Bogen machen sollten wir nicht vergessen, dass wir selber in derselben Gefahr stehen. Paulus hat ein paar Verse geschrieben, die ich mir demnächst mal auf ein Küchenhandtuch sticken will, weil es mir so wichtig ist, dass meine Frau die mal liest. Nein, falsch: für die Spülmaschine bin ich zuständig; somit hantiere ich mit dem Handtuch. 🙂

Ich aber laufe nicht wie aufs Ungewisse; ich kämpfe mit der Faust, nicht wie einer, der in die Luft schlägt, sondern ich bezwinge meinen Leib und zähme ihn, damit ich nicht andern predige und selbst verwerflich werde. (1.Korinther 9,26-27)
Wenn Integrität bedeutet, dass wir selber das vorleben, was wir anderen sagen, ist sie sehr wichtig. Es gibt aber noch eine andere, falsche, Vorstellung von Integrität und es ist diese, die die Hiobs Freunde meinen.

Integrität kommt von einem Menschen selbst. Sie entsteht wenn jemand zu seinen Überzeugungen mit seinem ganzen Leben steht und möglichst sein ganzes Leben und Reden deckungsgleich mit seinen Werten und Idealen ist. Das ist ein Ziel, das niemand ganz erreichen wird, denn wir alle sind zu widersprüchlich und komplex um ganz integer zu sein. Brennan Manning hat das einmal schön ausgedrückt: „Aristoteles hat gesagt, dass ich ein mit Vernunft begabtes Tier bin; ich sage, ich bin ein Engel mit einem unglaublichen Fassungsvermögen für Bier.“:“(Manning, Brennan: Grösser als dein Herz, Wuppertal 2001, Seite 19)“:

Die andere Art von Integrität ist die, die einem Menschen von aussen aufgezwungen werden soll. Sie ist die Geissel der Starken. Die Freunde sind einfach davon ausgegangen, dass Hiobs Leben weitergehen würde wie bisher, dass er der Ermutiger bliebe, der er war; jeder, aber nicht Hiob! durfte da im Staub sitzen und weinen. Auch wenn es uns manchmal so vorkommt hat das, was wir anderen oft abverlangen nichts mit Integrität zu tun, es ist nur eine unrealistische Grausamkeit. Niemandem wird es immer gut gehen und selbst die stärksten mögen schwache Phasen haben. Jemand, der Glauben predigt mag Phasen haben in denen es ihm schwer fällt das eigene Vertrauen zu bewahren. Jemand, der Liebe predigt mag Tage haben in denen es ihm selber so schlecht geht, dass er alles und jeden anfährt. Solche Menschen brauchen keine Moralpredigten des Typs „nimm dich zusammen!“, wie Elifas sie dem Hiob hält. Sie brauchen Gebet, Stütze und Ermutigung.
Hiob war genauso wenig (oder so sehr) vollkommen wie einer von uns. Wir sollten von niemandem erwarten, dass er immer gut drauf ist und es als Disintegrität werten, wenn er es einmal nicht ist. Der Erwartungsdruck unter dem gerade unsere Helden oft stehen ist mehr, als ein Mensch verkraften kann. Darum gilt das Gebot: „ertragt einander in Liebe!“ (Epheser 4,2) für alle, auch für die von denen wir eine zu hohe Meinung haben.

Ich will das nicht übertrieben darstellen, aber ich glaube, dass das Leben mehr ist als eitel Sonnenschein und als Sieger zu stehen. Sicher ist es Gottes liebstes uns mit allem zu segnen und zu versorgen, aber dennoch gibt es andere Phasen. Ein Ding, das wir nie vergessen sollten ist, dass Lachen eine Zeit hat und Weinen (Prediger 3,4) und dass christliche Gemeinschaft ihren Rahmen innerhalb des gesamten Lebens finden sollte.

Dazu ein Lied von einer meiner Lieblingspunkbands, Outer Circle mit It must be beautiful:

    explaining time again – the question, the defense
    how come he never smiles? why hide my happiness?
    a season to laugh and a season to cry
    i´m just living my life with respect to my timesbridge:
    i think back and it´s sad – all the high hopes that i had
    it passed so fast – in the end it´s just hope that lasts.
    meanwhile, i might smile for it´s grace mile after mile
    through grace i carry on and that grace will lead me home.
    ref:
    i´m just passing through, trying to stay true
    i´ll stay true to me, please stay true to you.

    our walk´s a narrow road and there´s whole lot more to go
    hope yours is filled with sunshine, right now that´s not my world
    it´s not my place and that´s alright – abundant life to many
    joy is to survive

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