Wie reißt doch dein Herz dich fort, wie überheben sich deine Augen, daß gegen Gott deinen Zorn du wendest und Worte (gegen ihn) aus deinem Mund stößt? (Hiob 15,12 -13 nach der Einheitsübersetzung)

Zorn ist eine sehr gefährliche Sache. Wer kennt es nicht? wenn man sich so richtig aufregt, verliert man das rechte Mass, sagt Dinge, die einem nachher peinlich sind und tut Sachen, die man besser gelassen hätte. Im Zorn wenden wir uns gegen Gott und Menschen und brennen Brücken nieder über die wir gut noch einmal hätten gehen können. Ich selber kenne es besser Menschen gegenüber, mein Bild eines liebenden Gottes lässt es nicht zu wirklich ernsthaft auf Gott zornig zu sein, aber ich mache immer wieder die Erfahrung, dass Zorn mich effektiver aus dem Frieden Gottes herausreisst als alles andere.
Heine hat einmal über Belsazar geschrieben und in folgenden Zeilen beschrieben, wie der Hochmut ihn fortriss:

„Jehova, dir künd´ich auf ewig Hohn!
Ich bin der König von Babylon.“
und wie schlimm sich daraufhin alles entwickelte:
„Doch kaum das grause Wort verklang,
dem König ward´s heimlich im Busen bang.
Das gellende Lachen verstummte zumal,
es wurde leichensetill im Saal.
(…)
Belsazar aber ward noch in selbiger Nacht von seinen Knechten umgebracht.“

Natürlich tötet es uns nicht jedesmal wenn uns Zorn, Eitelkeit, Hochmut oder sonstetwas zu etwas Falschem hinreissen. Aber es erwächst auch nichts Gutes daraus. Jakobus schreibt im dritten Kapitel einiges Wichtiges über Selbstbeherrschung. Speziell geht es ihm darum die Zunge im Zaum zu halten. Ich finde diese Verse sehr herausfordernd, aber sie sind auch absolut wahr:

Denn wir alle verfehlen uns in vielen Dingen. Wer sich in seinen Worten nicht verfehlt, ist ein vollkommener Mann und kann auch seinen Körper völlig im Zaum halten.
Wenn wir den Pferden den Zaum anlegen, damit sie uns gehorchen, lenken wir damit das ganze Tier.
Oder denkt an die Schiffe: Sie sind groß und werden von starken Winden getrieben, und doch lenkt sie der Steuermann mit einem ganz kleinen Steuer, wohin er will.
So ist auch die Zunge nur ein kleines Körperglied und rühmt sich doch großer Dinge. Und wie klein kann ein Feuer sein, das einen großen Wald in Brand steckt.
Auch die Zunge ist ein Feuer, eine Welt voll Ungerechtigkeit. Die Zunge ist der Teil, der den ganzen Menschen verdirbt und das Rad des Lebens in Brand setzt; sie selbst aber ist von der Hölle in Brand gesetzt.
Denn jede Art von Tieren, auf dem Land und in der Luft, was am Boden kriecht und was im Meer schwimmt, läßt sich zähmen und ist vom Menschen auch gezähmt worden;
doch die Zunge kann kein Mensch zähmen, dieses ruhelose Übel, voll von tödlichem Gift.
Mit ihr preisen wir den Herrn und Vater, und mit ihr verfluchen wir die Menschen, die als Abbild Gottes erschaffen sind.
Aus ein und demselben Mund kommen Segen und Fluch. Meine Brüder, so darf es nicht sein. (Jakobus 3,2-10)

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3 Kommentare

  1. und unterschieden von zorn ist wohl „wut“. das ist vielleicht eine art „beherrschter zorn“ (denn beim „normalen“ zorn, ist es der zorn, der einen beherrscht), mit deren energie/kraft /entschiedenheit man eine unerträgliche situation verändern kann.

    was ist „heiliger zorn“?

    nebenbei: das subjekt des hiob-verses ist das herz (das einen fortreisst) und die augen (die wahnhaft verblendet sind) – gar nicht der zorn.

  2. aber ist nicht das fortgerissensein des herzens vom zorn verursacht?

    heiliger zorn ist ein zorn auf sünde und alles böse, der aus gebet kommt und änderung motiviert.

  3. Ist fast schon wie Poesie der Jakobustext, finde ich manchmal. Bildhafte Sprache. Und dann bei so einem Thema.
    Hast du schon gehört von der Volxbibelseite in Polen?
    http://www.ziomjanek.pl/ Ist echt lustig. (Nein, ich kann auch kein Polnisch. Ist mir aber übersetzt worden…)

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