26. März 2006 1

Bürge – Hiob 16,19-21

Nun aber, seht, im Himmel ist mein Zeuge, mein Bürge in den Höhen. Da meine Freunde mich verspotten, tränt zu Gott hin mein Auge. Recht schaffe er dem Mann bei Gott und zwischen Mensch und Mensch. (Hiob 16,19-21)

Nach der Enttäuschung durch die Freunde bleibt Hiob nur, sich wieder einmal an Gott zu wenden. Die zitierte Stelle ist für mich eine tiefe Prophetie auf den Dienst Jesu. So tief, dass sie mich fast sprachlos macht über die Einheit von AT und NT. Die Damen und Herren Bibelkritiker mäkeln ja immer viel daran herum, dass es Fehler in der Bibel geben würde, Brüche, Stellen mit mangelnder Stringenz usw.usf. Was sie scheinbar nicht sehen ist die absolut übernatürliche Einheit, mehr als ein Einverständnis über dieselbe Sache, die zwischen dem Alten und dem Neuen Testament herrscht. Wie vieles, was im AT vorhergesagt wurde ist im NT dann wirklich erfüllt worden? Insgesamt könnte man das Leben Jesu aus den Berichten des AT zusammensetzen, die tausende Jahre früher geschrieben wurden. Das wäre einmal eine interessante theologische Arbeit… Wer weiss, vielleicht mache ich es einmal.

Hiob „bezieht“ sich hier auf zwei sehr intensive Stellen im NT: 1.Timotheus 2,5 und Römer 8,34 (Hebräer 7,25).

1. Timotheus 2,5
Denn: Einer ist Gott, Einer auch Mittler zwischen Gott und den Menschen: der Mensch Christus Jesus.
Zu Hiobs Zeiten brauchten die Menschen einen Mittler zwischen sich und Gott. Mose ist z.B. für Gottes Volk eingetreten um Gott davon abzuhalten es zu vernichten – mit Erfolg. Viele Christen leben heute noch so: sie versuchen Gott zu besänftigen, zu beschwichtigen und davon abzuhalten, ihnen Böses zu tun. Wenn sie einmal gesündigt haben, versuchen diese Christen sich Gottes Wohlwollen durch ein Extra an guten Werken wieder zu versichern. Sie leben wie Hiob in einem Rechtsstreit mit dem Allmächtigen: „Du musst mich segnen, weil ich so und so lebe“, sagen sie und sind enttäuscht, wenn Gott ihre Erwartungen nicht erfüllt.
Für Hiob war es in Ordnung so zu leben, er wusste es nicht anders, es war seine Offenbarung, seine Gotteserkenntnis. Für uns ist es schlichtweg Uninformiertheit oder Dummheit wenn wir so leben. Es gibt einen Mittler zwischen Gott und den Menschen, einen, der uns für immer und alle Zeiten Recht bei Gott geschaffen hat: Jesus Christus. Gott ist nicht sauer auf uns, er will nicht unsere Vernichtung. Jesus hat längst bezahlt, wir müssen nicht mehr mit Gott rechten sondern nur noch in dem leben, was Jesus getan hat.

Die Versöhnung reicht aber noch weiter, denn sie ist auch das Fundament für die Einheit unter den Menschen. Davon ist im Hohepriesterlichen Gebet in Johannes 17 die Rede. Es gibt ja diese schöne Redensart: das Kreuz hat zwei Balken: einen vertikalen, der die geklärte Beziehung zwischen Gott und den Menschen symbolisiert und einen horizontalen, der die Einheit symbolisiert, die jetzt zwischen Menschen möglich ist.

Römer 8,34
Christus Jesus, der gestorben ist, mehr noch: der auferweckt worden ist, sitzt zur Rechten Gottes und tritt für uns ein.
Jesus ist nicht nur ein für allemal gestorben und hat uns Möglichkeiten gegeben, die wir kaum erfassen können, er tritt auch noch ständig im Gebet für uns ein. Was er da betet kann ich mir nicht vorstellen, aber es ist eine grosse Sache, einen Fürbitter wie Jesus zu haben. Viele Christen meinen, dass es nötig sei, sich einen Kreis von Fürbittern aufzubauen. Da bin ich natürlich nicht gegen, aber ich halte es auch nicht für essentiell notwendig. Ich habe Gott auf meiner Seite und mit Jesus einen mächtigen Fürbitter der ständig für mich eintritt. Vermutlich ist es effektiver, diese Wahrheiten zu erkennen als einen Kreis von Menschen zu haben, die gelegentlich beten.

Von alldem hatte Hiob keine Offenbarung. Vielleicht hat er noch am meisten von dem „Bürgen“ gewusst, der für ihn eintritt. Aber generell lebte Hiob in einer anderen Zeit, weit vor Jesus. Dennoch leuchtet das Evangelium immer wieder in den Seiten des Hiobbuches auf. Wenn es stimmt, dass „Not beten lehrt“ kann ich mir gut vorstellen, dass die Not in der er steckte und die Unfähigkeit seiner Freunde ihn so nah zu Gott getrieben hat, dass dieser ihm hier und da einen kurzen Blick auf das kommende Heil geschenkt hat.

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Ein Kommentar

  1. „braucht“ hiob einen mittler? gerade die art und weise wie er spricht – und vor allem: wie er zu gott! spricht macht doch offenbar, in welcher nähe und in welcher direktheit (und derbheit und deftigkeit etc.) er zu gott steht.

    ansonsten ist freilich das lesen von AT auf christus hin gute alte tradition – schon bei den vätern.

    ach so, ja, und schon beim hebräerbrief, der z.b. jesus bei seinem „eintreten in die welt“ verse aus psalm 40 in den mund legt.

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