03. Oktober 2007 10

Vorsicht bei Zurechtweisung

Wenn einer sich zu einer Verfehlung hinreißen läßt, meine Brüder, so sollt ihr, die ihr vom Geist erfüllt seid, ihn im Geist der Sanftmut wieder auf den rechten Weg bringen. Doch gib acht, daß du nicht selbst in Versuchung gerätst. (Galater 6,1 nach der Einheitsübersetzung)

Es ist interessant, dass Paulus diese Warnung in einem Atemzug mit dem Auftrag ausspricht. Es ist klar, dass wir als Christen aufgerufen sind, einander zu dienen – auch mit Widerspruch, wo das nötig ist. Es ist kein besonders jesusmässiges Verhalten einen Bruder oder eine Schwester ins Verderben laufen zu lassen, wenn man weiss, dass ein falscher Weg eingeschlagen wurde.
Aber es sollte auch klar sein, dass es eine Gefahr birgt, sich mit der Sünde der anderen auseinanderzusetzen und dass unsere Haltung deshalb sein sollte, unsere Beschäftigung damit auf ein Minimum zu reduzieren und uns dann wieder erfreulicheren Themen zu zu wenden.

Man kann in Versuchung geraten, wenn man sich zu sehr mit den Fehltritten anderer beschäftigt. Sünde hat etwas Faszinierendes und kann auch gerade „Zaungäste“ faszinieren. Ich habe gelegentlich (zum Glück eher selten) Seelsorger getroffen, die sich an den Fehltritten ihrer Klienten geradezu delektierten. Sie hätten nie selber Ehebruch begangen, fanden die Geschichten darüber aber schon sehr interessant. Andere, darunter fallen etwa Lehrer, würden niemals etwas okkultes machen, haben aber ein morbides Interesse am Okkulten und lesen mehr darüber als ihnen gut tut.
Dinge geraten in eine Schieflage wenn wir uns mehr mit Sünde und anderen Fehltritten befassen als nötig wäre um das Problem abzustellen. Sünde ist ein Auftrag an den Seelsorger und die Gemeinde, aber kein Interessengebiet.

Wir sollten uns immer bewusst sein, dass wir es mit etwas gefährlichem zu tun haben und diesem Gefährlichen mit gehörigem Respekt gegenüber treten. So können wir dafür Sorge tragen, dass wir dem anderen begegnen können ohne selber in Versuchung zu geraten.

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9 Kommentare

  1. Respekt wäre bestimmt das „Zauberwort“ dafür!

    Leider hab ich schon erleben müssen wie Seelsorge mehr und mehr zum „Beaufsichtigungsprogramm für altgewordene Kinder“ umfunktioniert wurde!

  2. Ich glaube die Gefahr liegt im Verständnis für mein Gegenüber. Und dieses Verständnis ist notwendig (!!) um jemanden zu erreichen, um ihm gerecht zu werden, um helfen zu können. Das Hineinversetzen in seine Lage versetzt mich in ein Parallel-Leben, das nicht meins ist und ich bekomme auf einmal seine Probleme, z.Bsp. auch mit Gott, seine Gefühle, seine Bedürfnisse. Wenigstens teilweise, wenn ich „einigermaßen brauchbar“ bin. Da wieder rauskommen ist schwer.

  3. Zauberwort für mich wäre:“Freundschaft“.Z.B.auch bei Verletzungen.Ein i.d.Arme schließen können.Auch nach Trauer und Enttäuschung weiter zu lieben.Miteinander reden-sich zuhören-gemeinsame Lösungen finden.JESUS CHRISTUS hat mir dies vorgelebt…
    Und wenn du gar niemanden mehr hast an den du dich wenden kannst,hast du immer noch Jesus!

    Björn S.

  4. Ich finde auch, dass „Respekt“ ein gutes Wort für die Herausforderung ist: in der Rolle als Ermahnender oder Helfer ist es wichtig meinen „Feind“ (die Sünde in dem Fall) zu kennen – was sie IST, aber auch was sie NICHT IST. Und auch was ICH bin und was nicht. Die Frage für mich wäre: was ist mein Motiv, meine Intention, mein Ziel mich hier „einzumischen“? Wenn ich lerne da ehrlicher und echter zu sein, muss ich in manchen Fällen vielleicht komplett die Finger davon lassen – in anderen Fällen bin ich vielleicht genau die/der Richtige dafür.

  5. @ TrüLo
    Das ist es genau! und gerade weil es nicht mein Leben ist, darf ich meinem Gegenüber keinen Rat „aufzwingen“!!

    @ Björn
    Freundschaft wäre dafür sehr hilfreich, wenn’s wirklich eine ist?!!

  6. @micky-stimmt,da hast du natürlich recht!

  7. Hiho,

    bei der ganzen Diskussion muss man aber unterscheiden in schlichtem Ermahnen oder begleitender Seelsorge dabei oder reine Seelsorge, wo dann die „Süpnde“ nur in der Entfremdung von Gott zu sehen wäre im Sinne von Zielverfehlung. Man kann da von verschiedenen Dingen reden und redet somit auch schnell aneinander vorbei. Wollt ich nur mal anmerken.

    Liebe Grüße
    TrüLo

  8. *mal kurz das p aus der Süpnde nehm*

  9. hallo julia,
    herzlich willkommen hier!

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