15. Dezember 2007 3

Markus 6,45-52

Gleich darauf forderte er seine Jünger auf, ins Boot zu steigen und ans andere Ufer nach Betsaida vorauszufahren. Er selbst wollte inzwischen die Leute nach Hause schicken.
Nachdem er sich von ihnen verabschiedet hatte, ging er auf einen Berg, um zu beten.
Spät am Abend war das Boot mitten auf dem See, er aber war allein an Land.
Und er sah, wie sie sich beim Rudern abmühten, denn sie hatten Gegenwind. In der vierten Nachtwache ging er auf dem See zu ihnen hin, wollte aber an ihnen vorübergehen.
Als sie ihn über den See gehen sahen, meinten sie, es sei ein Gespenst, und schrien auf.
Alle sahen ihn und erschraken. Doch er begann mit ihnen zu reden und sagte: Habt Vertrauen, ich bin es; fürchtet euch nicht!
Dann stieg er zu ihnen ins Boot, und der Wind legte sich. Sie aber waren bestürzt und außer sich.
Denn sie waren nicht zur Einsicht gekommen, als das mit den Broten geschah; ihr Herz war verstockt. (Markus 6,45-52 nach der Einheitsübersetzung)

parallel: Matthäus 14,22-33 | Johannes 6,16-21 | 1.Sturmstillung: Markus 4,35-41

Nach der übernatürlichen Versorgung von etwa 20.000 Menschen forderte Jesus seine Jünger auf, in ein Boot zu steigen und ans andere Ufer zu fahren. Die Elberfelder Übersetzung sagt an dieser Stelle sogar, dass er sie “nötigte”, sie wollten nicht rüber fahren, aber Jesus bestand darauf und schliesslich gaben sie nach. Warum wollten sie nicht? Als erfahrene Fischer, die den See und das Wetter kannten, wussten sie, dass ein Sturm aufzieht und dass es auf dem See gefährlich werden würde. Niemand würde bei solchen Wetterbedingungen rausfahren, das wäre glatter Selbstmord.
Jesus wollte es dennoch, nicht, weil er sie in den Tod schicken wollte, sondern weil sie vor kurzem bereits eine ähnliche Situation erlebt hatten (Markus 4,35-41) in der sie aus einem lebensbedrohenden Sturm gerettet wurden. Jesus wollte ihnen eine Gelegenheit geben, ihre Erfahrung zu nutzen und ein Wunder zu erleben.
Einer der Schlüssel zum Verständnis dieser Stelle ist Vers 48 “er wollte an ihnen vorüber gehen”. Jesus hatte nicht vor, in das Boot zu steigen und den Sturm zu stillen, er wollte sehen, wie seine Jünger sich machen würden und ob sie selber mit dem Sturm klar kämen. Sie hatten nie den Auftrag bekommen zur Mitte des Sees zu fahren und dann unter zu gehen. Im Gegenteil, Jesus selbst – der Sohn Gottes – hatte ihnen gesagt, dass sie das jenseitige Ufer erreichen sollten. Wenn Gott so etwas sagt, dann klappt es. Es funktioniert, egal wie hoch die Wellen sind und was sich uns entgegenstellt.

Das Problem der Jünger war, dass sie “die Lektion der Brote” nicht gelernt hatten. Sie kamen gerade von einem Wunder, das ebenso spektakulär war wie eine Sturmstillung, aber es hatte ihnen nicht den Glauben an das Übernatürliche gegeben. Im Griechischen wird das Wort, das hier für “verständig geworden” oder “zur Einsicht gekommen” benutzt wird, auch für ein Flussdelta verwendet, man könnte es als “zusammenfliessen” übersetzen. Bei den Jüngern flossen zwei Erkenntnisstränge nicht zusammen: sie bekamen das Sichtbare und das Unsichtbare, das Natürliche und das Übernatürliche nicht zusammen. Sie sahen nur die eine Seite der Realität: einen lebensbedrohenden Sturm, aber die andere Seite: Gottes unbedingten Wunsch sie dadurch zu bringen und seine Macht genau das auch zu tun, sahen sie nicht.
Jesus wiederholte seine Lektionen immer wieder. Bei der ersten Sturmstillung war er noch im Boot, bei der zweiten war er ausserhalb des Bootes. Es ging immer darum, den Jüngern einen übernatürlichen Lebensstil bei zu bringen. Sie sollten lernen, nicht allein aus ihren eigenen Möglichkeiten zu leben sondern aus Gottes Möglichkeiten.

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3 Kommentare

  1. Eine Sache die du ja immer sagst ist das man aus wundern die passieren kein glauben wachsen kann, sonder der glaube (allein?) aus dem wort gottes kommt, wenn ich richtig verstehe handelt es sich bei der einsicht nicht um glauben sondern darum, dass das denken der jünger verändert wird
    das ziel war doch irgendwie durch wunder auch offenbarung über übernatürliches frei zusetzen oder?

  2. wunder sollten uns darauf vorbereiten in der nächsten verfahrenen situation wieder mit dem „gottfaktor“ zu rechnen. aber den glauben bauen sie tatsächlich nicht auf. sie können uns aber darauf vorbereiten, dass unser glaube aufgebaut wird indem wir uns beim nächsten mal entsprechend verhalten.

  3. ich denke, dass wunder doch den glauben aufbauen. leute wie die frau mit dem „blutfluss“ (markus 5) hatten glauben, weil sie von den wundern hörten. auch der glaube, der aus dem wort kommt, kommt zu nicht geringen teilen aus den wunderberichten des wortes. zeichen und wunder dienen dazu, dass menschen zum glauben kommen und ihr glaube weiter gestärkt wird.

    wozu sonst haben heilungsevangelisten oft auf der bühne sichtbare heilungen demonstriert? um glauben aufzubauen.

    dass wunder einen menschen ungläubig lassen können, ist kein gegenargument, weil das wort leute auch ungläubig lassen kann.

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