04. Januar 2008 7

Markus 8,27-30

Jesus ging mit seinen Jüngern in die Dörfer bei Cäsarea Philippi. Unterwegs fragte er die Jünger: Für wen halten mich die Menschen?
Sie sagten zu ihm: Einige für Johannes den Täufer, andere für Elija, wieder andere für sonst einen von den Propheten.
Da fragte er sie: Ihr aber, für wen haltet ihr mich? Simon Petrus antwortete ihm: Du bist der Messias!
Doch er verbot ihnen, mit jemand über ihn zu sprechen. (Markus 8,27-30 nach der Einheitsübersetzung)

parallel: Matthäus 16,13-20 | Lukas 9,18-22

Die Missionsreise auf der Jesus mit seinen Jüngern unterwegs dauerte schon eine ganze Weile. Es ist immer schwer zu sagen, wie die zeitlichen Abläufe genau waren, aber es gibt Ausleger, die meinen, dass Jesus und die Jünger bis zu neun Monaten am Stück unterwegs waren als Jesus ihnen diese Frage stellte.
Es gab ja schon vorher Gerüchte darüber, wer Jesus ist. Herodes hatte vermutet, dass Jesus Johannes der Täufer wäre, der von den Toten zurückgekommen ist (Markus 6,14-16), andere hielten ihn für den grossen Propheten Elia, der wiedergekommen wäre um den Messias anzukündigen. Seltsamerweise waren es fast immer nur die Dämonen, die Jesus als den erkannten, der er wirklich war: Gottes Sohn.
Nun stand die Frage im Kreis der Jünger im Raum, “wer bin ich?” Sie hatten Jesus über einen langen Zeitraum gekannt, sie hatte gesehen, was er getan hat, hatten seine Predigten gehört und kannten ihn besser als irgendjemand sonst auf dem Planeten. Es war trotzdem eine schwere Frage und es wundert mich nicht, dass nur Petrus den Mut hatte zu antworten.
Vieles wies darauf hin, dass Jesus tatsächlich der Messias ist, vieles was er tat war aber auch anders, als man sich den Messias vorstellte.
Die Parallelstelle bei Matthäus macht es noch deutlicher, dass man nicht durch blosses Nachdenken zu der Erkenntnis kommen konnte, dass Jesus der Messias ist. Dort antwortet Jesus Petrus, dass er es direkt von Gott hat.
Deswegen verbot Jesus ihnen auch darüber zu reden. Es wäre sinnlos gewesen, man brauchte mehr als das Wort eines Menschen um zu wissen, dass Jesus der Messias ist. Jesus wollte, dass die Leute sich selber Gedanken machten und Gott suchten und sich nicht von den Worten der Jünger kopfmässig überzeugen liessen wenn sie in Wirklichkeit eine tiefe Erkenntnis Gottes brauchten, die ihnen kein Mensch geben konnte

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7 Kommentare

  1. „Jesus wollte, dass die Leute sich selber Gedanken machten und Gott suchten und sich nicht von den Worten der Jünger kopfmässig überzeugen liessen wenn sie in Wirklichkeit eine tiefe Erkenntnis Gottes brauchten, die ihnen kein Mensch geben konnte “

    Hm – aber erzeugt nicht das Hören der Wahrheit Gottes den Glauben (gemäß dieser Römer10,17-Stelle)? Ich habe mich das schon immer gefragt, warum Jesus den Jüngern das „Predigen“ am Anfang immer verbietet…
    Aber wenn es dort heißt, dass das „Predigen durch das Wort Christi“ kommt, heißt das dann wohl, das die Predigt ihre Wirkung nur dann tut, wenn sie durch das Wort des Christus kommt, also in Beauftragung und Bevollmächtigung, was ja erst später kam…

  2. das ist ein guter gedanke. es ist zumindest meine beobachtung, dass predigten ohne vollmacht nicht recht was bewirken. manch einer predigt zwar irgendwie das wort des christus, aber es kommt nichts dabei herum. trotzdem tut natürlich das wort nach römer 10,17 immer noch seinen dienst, auch ohne kraft.
    aber in der summe sollte beides da sein und vielleicht stünde es um das christentum in deutschland nicht nur besser wenn es mehr vollmächtige predigt gäbe sondern auch, wenn ein paar schlappe predigten nicht gehalten würden, die den glauben eher töten als stärken…

  3. Woran würdest Du die Bevollmächtigung festmachen? Ich meinte da ja eher die allgemeine Bevollmächtigung jedes Jüngers (von wegen „geht hin in alle Welt“ und so), aber ich denke, Du meinst eher die spezielle Bevollmächtigung zum Prediger – oder?
    Was meinst Du konkret mit den „schlappen Predigten, die den Glauben eher töten als stärken…“?

  4. ich meinte eher so diese predigten die theologischen referaten gleichen. habe ich einige von gehört und die hatten zwar die bibel zum inhalt, aber es war wenig gott darin.
    ist schon besser, wenn sich gott zu predigten stellt. 🙂 da viele so was mit christentum verbinden denke ich manchmal, dass es einfacher wäre in einem land zu missionieren in dem man noch nie was von gott gehört hat und so auch keine entsprechenden vorurteile hat.

  5. Ich denke, deine Aussage geht haarscharf am Text vorbei. Es geht nicht darum, dass man sich eine Meinung selber bilden soll und schon gar nicht, dass sie Gott irgendwie noch suchen sollten. Ich denke auch nicht, dass Jesus ängstlich danach fragt, ob die Jünger verstanden haben, was sie sehen und er sich sozusagen rückversichern will, dass seine Botschaft angekommen ist. Sondern um den Anspruch Jesu. Jesus ist der Messias, der eine Christus, wahrer Gott aus wahrem Gott. Petrus antwortet für sich selber, aber auch als „Sprecher“ der Apostel und jeder Christ bekennt das, nicht um Gott zu versichern, dass er verstanden wurde, sondern als Grundlage des Glaubens überhaupt. Ein Glaube der nicht schlicht eine Meinung ist, die man sich bildet, eine Sache die selbst erzeugt oder bezeugt werden kann, sondern der Glaube, der aus reiner Gnade in der Begenug mit Christus geschenkt wird. Die zweite wichtige Aussage des Textes ist die Leidensankündigung und der Widerspruch des Petrus – sein persönlicher, aber wohl auch der Widerspruch der Jünger. Die Jünger waren bereit alles zu verlassen, um dem Messias zu folgen und es passiert was sie erwarteten. Heilung, Exorzismen das volle Programm. Bisher hat Jesus also die Erwartungen erfüllt, bald jedoch wird sich das ändern und Jesus weiß, dass die Jünger -das Volk noch weniger- genau das nicht begreifen werden. Sie erwarten, dass das Reich Gottes auch politisch und militärisch aufgerichtet wird. Genau das wird nicht passieren. Er versucht seine Leute darauf vorzubereiten, was der Wille Gottes ist. Keine Erlösung, kein Reich Gottes ohne die Passion. Ein Skandal für jeden Jünger (damals wie heute) und genau so reagiert Petrus und Jesus macht -in den Parallelstellen sehr viel schroffer- klar, dass es genau so ist. Die Leser der Evangelien sollen zwei Dinge lernen: 1. Der Glaube ist ein Geschenk, kein Verdienst und mehr als eine philosophische Weltanschauung oder Meinung. 2. Kein Christentum ohne Kreuz bzw. Kreuznachfolge.

  6. Ich kau grad immer noch auf dem letzten Satz rum – ich frage mich, wie man zu Erkenntnis kommt.

    „Wissen (allein) schafft keine Erkenntnis“ ist so ein Satz, der mir seit einiger Zeit im Kopf herumspukt. Aber wenn ich davon ausgehe, dass der Erkenntnis die Offenbarung vorausgeht, verschiebe ich das Problem nur in Richtung Gott.
    Da Gott meiner Meinung nach aber ein größeres Interesse daran hat, dass ich ihn und sein Reich erkenne als ich – wo liegt das Problem?
    Gibt es irgendeine Möglichkeit, Erkenntnis zu „produzieren“ (blödes Wort, aber mir fällt kein besseres ein)?

  7. da haben wir ja drüber geredet, ist also nich mehr aktuell, oder? sonst sollten wir vielleicht noch mal ein offlinegespräch darüber führen, scheint mir gerade einfacher.

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