18. Februar 2008 1

Markus 11,15-19

Dann kamen sie nach Jerusalem. Jesus ging in den Tempel und begann, die Händler und Käufer aus dem Tempel hinauszutreiben; er stieß die Tische der Geldwechsler und die Stände der Taubenhändler um
und ließ nicht zu, daß jemand irgend etwas durch den Tempelbezirk trug.
Er belehrte sie und sagte: Heißt es nicht in der Schrift: Mein Haus soll ein Haus des Gebetes für alle Völker sein? Ihr aber habt daraus eine Räuberhöhle gemacht.
Die Hohenpriester und die Schriftgelehrten hörten davon und suchten nach einer Möglichkeit, ihn umzubringen. Denn sie fürchteten ihn, weil alle Leute von seiner Lehre sehr beeindruckt waren.
Als es Abend wurde, verließ Jesus mit seinen Jüngern die Stadt. (Markus 11,15-19 nach der Einheitsübersetzung)

parallel: Matthäus 21,12-13 | Lukas 19,45-46 | (Johannes 2,14-22)

Diese Geschichte wird meistens als “Tempelreinigung” bezeichnet. Nicht, weil Jesus den Tempel geputzt hätte sondern weil er falsche Einstellungen aus dem Tempel hinaus warf. Es scheint zwei Tempelreinigungen gegeben zu haben. Johannes berichtet davon, dass Jesus am Anfang seines Dienstes im Tempel reinen Tisch gemacht hat, die anderen Evangelien sprechen von einer Tempelreinigung am Ende seines Dienstes. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es tatsächlich zwei waren. Das Evangelium nach Johannes handelt von Dingen, die Jesus in anderen Gegenden getan hat als die Dinge, die in den anderen Evangelien berichtet werden. Bei Markus kann man das Gefühl bekommen, dass Jesus erst am Ende seines Dienstes überhaupt nach Jerusalem kam, während Johannes zeigt, dass er regelmässig in Jerusalem war.
Es ist auch gut denkbar, dass die Händler ihre Tische sofort wieder hinstellten als Jesus weg war. Profitgier ist ein starkes Gift und man fällt schnell wieder in alte Gewohnheiten zurück. So ist es gut vorstellbar, dass Jesus den Tempel mehrmals reinigen musste.

Im Grunde war es nicht schlimm, dass es im Tempel Geldwechsler und Taubenhändler gab. Tauben brauchte man für die Opfer und bezahlen konnte man nur in Tempelwährung (eine Art Wertmarke, die nur innerhalb des Tempels galt). Deswegen war es klar, dass es Leute gab, die Geld in Tempelwährung wechselten. Was Jesus störte war nicht, dass man einen notwendigen Handel betrieb, sondern dass die Mitte sich verschoben hatte. Der Handel wurde wichtiger als der Gottesdienst.
Wie immer kann man das auch auf unsere Situation heute anwenden. Es ist nicht verkehrt wenn in Gemeinden und Kirchen Opfer oder Kollekten eingesammelt werden. Aber es kann verkehrt sein, wenn das regelmässig den grössten Teil des Gottesdienstes einnimmt. Eine Gemeinde kann ein Bethaus sein und dennoch einen Büchertisch oder Getränkeverkauf haben, aber wir sollten darauf achten, dass Hauptsachen immer noch die Hauptsachen bleiben und es weiterhin um Gott und Anbetung geht.

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Ein Pingback

  1. […] sich die Frage der Schriftgelehrten, Hohepriester und Ältesten auf die Tempelreinigung kurz zuvor (Markus 11,15-19), wahrscheinlicher ist es allerdings, dass sie sich allgemeiner auf den ganzen Predigt- und […]

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