6 Ich bin erstaunt, daß ihr euch so schnell von dem abwendet, der euch durch die Gnade Christi berufen hat, und daß ihr euch einem anderen Evangelium zuwendet.
7 Doch es gibt kein anderes Evangelium, es gibt nur einige Leute, die euch verwirren und die das Evangelium Christi verfälschen wollen.
8 Wer euch aber ein anderes Evangelium verkündigt, als wir euch verkündigt haben, der sei verflucht, auch wenn wir selbst es wären oder ein Engel vom Himmel.
9 Was ich gesagt habe, das sage ich noch einmal: Wer euch ein anderes Evangelium verkündigt, als ihr angenommen habt, der sei verflucht.
10 Geht es mir denn um die Zustimmung der Menschen, oder geht es mir um Gott? Suche ich etwa Menschen zu gefallen? Wollte ich noch den Menschen gefallen, dann wäre ich kein Knecht Christi.
11 Ich erkläre euch, Brüder: Das Evangelium, das ich verkündigt habe, stammt nicht von Menschen;
12 ich habe es ja nicht von einem Menschen übernommen oder gelernt, sondern durch die Offenbarung Jesu Christi empfangen. (Galater 1,6-12 nach der Einheitsübersetzung)

Paulus hatte einen bestimmten Grund, den Gemeinden in Galatien einen Brief zu schreiben. Vermutlich war er schon an ihrer Gründung beteiligt (s.Apostelgeschichte 18,23), oder er stand ihnen zumindest sehr nahe und hatte bei seinen Reisen geholfen, sie auf zu bauen. Jetzt hörte er schlimme Gerüchte aus Galatien: seine Gemeinden lebten nicht mehr so nach dem Evangelium wie er es ihnen beigebracht hatte sondern “wandten sich einem anderen Evangelium zu”. Das tat weh und Paulus musste eingreifen.
Die Galater glaubten nicht auf einmal an einen anderen Gott. Das wäre zu seltsam. Niemand, der Jesus kennen gelernt und mit ihm Erfahrungen gemacht hat, würde sich einem komplett anderen Gott zu wenden. Der Fehler der Galater lag darin, dass sie Stück für Stück wieder zurück glitten und wieder so zu denken begannen wie vor ihrer Bekehrung zu Jesus.
Als sie von Jesus hörten waren sie begeistert: das war eine komplett andere Möglichkeit mit Gott zu leben. Auf einmal waren sie nicht mehr davon abhängig, tausend Gesetze zu halten und konnten eine Beziehung mit Gott haben, die sie sich früher nicht einmal vorstellen konnten. Aber im Laufe der Zeit rutschten sie wieder zurück und dachten wieder mehr wie Juden als wie Christen.
Das hat Paulus ganz schön sauer gemacht. Er konnte keinen entspannten netten Brief schreiben sondern schimpfte richtig mit den Lesern. Der Brief sollte Christen auf einem falschen Weg wachrütteln und zur Vernunft bringen. Brennan Manning schrieb einmal darüber:

In der momentanen Erregung des Augenblicks geschrieben, ist der Brief ein leidenschaftliches Manifest christlicher Freiheit.
Manning, Brennan (2004): Größer als dein Herz. erleben was Gnade heißt. Wuppertal: Brockhaus, S. 126)

Deshalb ist es wichtig, dass Paulus das Evangelium, das er den Galatern gepredigt hatte, nicht von einem Menschen empfangen und sich auch nicht selber ausgedacht hatte, sondern dass es direkt von Gott kam. Der Brief legt da viel Wert drauf und Paulus schreibt viel darüber, wie er von diesem Evangelium erfahren hat.

Vers 10 sticht etwas aus der Erzählung heraus und ist so wichtig, dass ich ihn an anderer Stelle einzeln auslegen möchte.

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Ein Pingback

  1. […] Grunde genommen setzt Paulus hier die Rechtfertigung seines Evangelium, die er in Vers 6-12 begonnen hat, fort. Er wechselt aber auch ein bisschen das Thema und kommt auf sich selber zu […]

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