5. Von Gottes Charakter her denken
Ein Schriftstück lässt immer auf seinen Autor schließen. Wenn man ein Buch schreibt, spiegelt sich unvermeidbar der eigene Charakter in dem Werk wider. Das Gleiche gilt aber auch umgekehrt: man macht die Auslegung eines Schriftstückes vom Charakter des Schreibers abhängig. Wenn ich von meinem besten Freund einen fürchterlich gemeinen Brief bekomme, weiss ich, dass er es nicht so gemeint haben wird. Ich suche nach anderen Erklärungen. Vielleicht hatte er einen schlechten Tag, als er den Brief geschrieben hat. Vielleicht hat er sich gerade über etwas geärgert, war krank oder sonst etwas.

So ähnlich, wie wir einen Brief lesen, sollten wir auch die Bibel lesen. Natürlich können wir davon ausgehen, dass Gott nicht krank war oder einen schlechten Tag hatte, als er etwa das dritte Buch Mose inspirierte, aber wir sollten uns dennoch angewöhnen, den Charakter Gottes in die Bibellese mit einzubeziehen und Aussagen, die offensichtlich nicht zum Charakter Gottes passen, noch einmal zu überdenken und gegebenenfalls nach anderen Auslegungsmöglichkeiten Ausschau halten.

Beispiel: Ehescheidung

Im Gesetz des Mose heißt es: Wenn jemand ein Weib nimmt und sie ehelicht, und sie findet nicht Gnade vor seinen Augen, weil er etwas Schändliches an ihr gefunden hat, so soll er ihr einen Scheidebrief schreiben und ihr denselben in die Hand geben und sie aus seinem Hause entlassen. (5.Mose 24,1)

Wie so oft wurde das, was ursprünglich von Gott als Ausweg aus einer extremen Situation zugelassen wurde, von den Menschen missbraucht. Mit der Zeit wurde „etwas Schändliches“ immer weiter ausgelegt, und zu Jesu Zeiten gab es die theologische Richtung von Rabbi Hillel, für den etwas Schändliches alles sein konnte, was einem Mann missfiel. Nach Ansicht der Anhänger Hillels „konnte ein Mann sich scheiden lassen, wenn seine Frau das Essen versalzen hatte, wenn sie sich öffentlich ohne Kopfbedeckung hatte sehen lassen, wenn sie mit Männern auf der Strasse gesprochen hatte, wenn sie zänkisch war oder in Gegenwart ihres Mannes unehrerbietig von ihren Schwiegereltern sprach, wenn sie ein unangenehmes, streitsüchtiges Wesen besaß. Ein gewisser Rabbi Akiba behauptete, der Ausdruck: wenn sie nicht Gnade findet vor seinen Augen, bedeute, dass ein Mann sich von seiner Frau scheiden lassen könne, wenn er einer Frau begegne, die ihm attraktiver erscheine als seine eigene Frau.“ (Barclay)

Vom Charakter Gottes her ist so eine Auslegung natürlich untragbar! Wie kann man annehmen, dass ein Gott der Liebe so etwas wirklich gemeint haben könnte?
Jesus selber legt diese Stelle wieder vom Charakter Gottes her aus gegen den Geist und die Lehrmeinung großer Rabbiner seiner Zeit und betont, dass die Ehe etwas Heiliges ist, dass der Mensch nicht zu brechen hat, und dass der Scheidebrief nur für absolute Notfälle da ist (Matthäus 19), dass Ehescheidung Gott aber überhaupt nicht gefällt.
Seine Einstellung ist so radikal, dass seine Jünger entsetzt reagieren: Hat ein Mensch solche Pflichten gegen seine Frau, so ist es nicht gut, zur Ehe zu schreiten! (Matthäus 19,10)
Diese Haltung zur Ehe ist nur ein Beispiel unter vielen. Im Namen eines liebenden Gottes werden grauenhafte Dinge getan – und auf die Bibel gestützt. Wer vom Charakter Gottes her denkt und an die Bibel herangeht, sieht auf den ersten Blick, dass Gott nicht gemeint haben kann, dass Menschen getötet und Frauen unterdrückt werden sollen. Der Gott, an den wir glauben, könnte kein Buch schreiben, dass solche Dinge beinhaltet.

Bibelauslegung muss sich also immer mit dem Charakter Gottes vereinbaren lassen. Ich erwähnte bereits, dass wir die Bibel immer durch eine Brille sehen. Hier ist eine Brille, durch die wir den Bibeltext klarer und schärfer sehen. Durch den Charakter Gottes.

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16 Kommentare

  1. hi,
    ist es nicht sogar so, dass ehescheidung nicht nur nicht für äußerste notfälle gedacht ist, sondern von Jesus her komplett ausgeschlossen wird..?
    er sagt ja, welcher mann sich scheiden lässt und dann ne andre frau hat, begeht ehebruch. (so ungefähr)

  2. Der Hinweis auf Rabbi Hillel kommt mir gerade zur richtigen Zeit, da ich mein Manuskript über den Korintherbrief überarbeite. Paulus ha ja da recht eigene Ansichten…

    Danke mal wieder, diese Hermeneutik-Serie ist mir eine großartige Hilfe!

  3. Hehe… hab mir gerade nochmal Matth. 19 durchgelesen und frage mich wieso Jesus eigentlich das mit der anderen Frau erwähnt.
    Womit bricht man denn sonst durch Scheidung als mit der Ehe?!?

    Naja, auf jeden Fall interessant. Unterm Strich könnte man sagen: Es ist eben nicht immer alles moralisch [und vor Gott] richtig, nur weil es „legal“ ist oder „im Gesetz“ steht.

    Schade, dass manche Menschen aus solchen Aussagen Jesu wiederum meinen neue Gesetze ableiten zu müssen, was imho vollkommen im Widerspruch zum Evangelium steht.

  4. ich dachte es wäre eigentlich ne interessante frage die ich da gestellt hatte. hat keiner ne meinung dazu noch?
    das mit der anderen frau meine Jesus vlt, weil man vlt erst wenn man dann auch jemanden anderen hat auch, die ehe erst wirklich bricht.

  5. @ tomkat
    jo – interessant ist das, da machst du aber ein Faß auf, was auf ne tolle off-topic Diskussion hinausläuft 😉
    Storch hat das ja nur als Beispiel für die „Charakterfrage“ genommen und da ist klar, das Gottes Wille grundsätzlich kein hin und her kennt (1.Kor.7,10) – ja sei ja und fettich!

    was Plan B betrifft, so ist es wirkl. interessant:
    Scheidung = Trennung ist eigentl. noch kein Ehebruch, sondern kann durch Wiederheirat dazu führen „wer eine andere heiratet“ oder „eine Entlassene heiratet begeht Eb“ besagt doch eigentl., dass die Ehe in Gottes Augen weiter Bestand hat, denn wie kann man etwas brechen, was schon gebrochen ist?!
    Trennung ist ggf. als Mittel möglich hat aber als Ziel IMMER die Versöhnung und die wird durch eine Wiederheirat ja ausgeschlossen…

    @ FF
    dass man daraus kein Gesetz machen kann, sondern das dies der Weg des Glaubens ist, zeigt die Sache mit dem ungläubigen Ehepartner deutlich – da heißt es nur: „..wenn er sich scheiden will, so scheide er sich, der Gläubige ist dann NICHT gebunden“ – ein Knaller, oder!

    Bibelst. bitte selber raussuchen 😉
    (habe vor kurzem dazu gepostet unter „Christ und Scheidung“ und hab mich selber über das Ergebnis gewundert…)

  6. wen´s juckt – hier der Link:
    http://bento-bernd.blogspot.com/2008/10/christ-und-scheidung.html
    (sind auch interessante Kommentare gekommen)

  7. @Bento:
    Ich finde man interpretiert vielleicht doch etwas viel in diese Zeilen, wenn man daraus ableitet, dass für Gott die Ehe als irgendeine metaphysische Konzeption weiter bestehen bleibt, wenn man bereits geschieden ist.

    Soweit ich weiß ist diese metaphysisch, sakrale Betrachtung der Ehe an sich ohnehin ein hauptsächlich katholisches Steckenpferd.

    Aber ich bin sowieso nicht der Meinung, dass Gott in irgendeiner Form determinierend auf unser Leben einwirkt und wenn doch, dann ganz sicher nicht in diesem Ammenmärchen von DER oder DEM „Richtigen“ Partner. 😉

    Aber vielleicht habe ich jetzt auch ein bisschen viel interpretiert… 😛

  8. ja Bento, so wie das klingt bleibt die ehe weiter vor gott bestehen, womit er dann auch immer versöhnung als ziel hat eigentlich, das stimmt. ich hab auch schon durch einige beispiele gehört, dass gott auch sehr kaputte ehen heilen kann, wo die partner schon richtig getrennt gewesen sind zb.

    ein gesetz im sinne eines staatlichen gesetzes daraus zu machen, ist natürlich nicht sinnvoll und ich denke auch nicht das was gott will. also man soll ja nicht gezwungen sein etwas zu tun, sondern seinen freien willen behalten.
    es geht also nicht um gesetze, sondern nur um die konkreten worte von Jesus. „wer sich scheiden lässt und eine andere heiratet begeht…“ da gibt es ja eigentlich nicht so viel dran zu interpretieren würde ich sagen.

  9. @ FF
    metaphysich – wat dat denn?… 😉

    natürli. geht es um die geistl. Wirklichkeit und so sollen wir ja alles deuten – also auch die Ehe (das haben wohl nicht die Katholen erfunden) und da wiederspricht das, was vor Augen ist, eben oft der Wirklichkeit bei Papa.
    Es geht ja imho nicht um die Frage, ob die Figur, die ich da geheiratet habe etwa doch die falsche gewesen ist („in guten wie in schlechten Zeiten“ jaja blabla…), sondern um die Tatsache, dass Gott die Ehe heiligt „was Gott zusammenfügt..“ – das ist wirkl. meilenweit von der menschl./weltl. Sichtweise entfernt…

    …genau, des Christen liebstes Haustier – das Interpretier 😀

    @ tomk –

    geeenau DAS ist der Punkt: Papa kann auch das kaputtesteste heilen und wiederherstellen! Die Frage ist – glauben wir das wirklich und verhalten uns (Thema freier Wille) auch so…

    Segen

  10. Nee Jungs, da bin ich nicht so hundertprozentig mit einverstanden:
    Wie tomkat richtig sagt, es steht in erster Linie. Und da steht eben NICHT „die Ehe bleibt für Gott bestehen“.

    Hier mal etwas ausführlicher, wie ich diese Stelle insgesamt verstehe:
    Da kommen eben diese Pharisäer zu Jesus – vermutlich wiedereinmal um ihn mit ihrem Wissen über das Gesetz inx Boxhorn zu jagen – und fragen, ob es erlaubt sei, sich aus irgendeinem Grund scheiden zu lassen.

    Jesus entgegnet auf diese Frage mit der Schöpfung, Gott habe den Menschen von Anfang an im Grunde so konzipiert, dass Mann und Frau [allgemein und nicht spezifisch] zusammengehören, dass sie sich so zu einer Einheit gegenseitig Ergänzen können, als wären sie ein Organismus. Und er sagt, dass es eben grundsätzlich nicht richtig sein kann, diesen Organismus wieder aufzutrennen.

    Wichtig erscheint mir im übrigen an dieser Stelle zu erwähnen, dass Jesus das Wort Ehe hier nichteinmal erwähnt. Die „Ehe“ tritt nur als menschliche Interpretation dieser grundsätzlichen Konzeption in Erscheinung. Ich bin der Meinung, dass dies etwas Grundsätzliches ist, was durchaus auch für moderne weltliche Erscheinungsformen wie Dauerhafte Partnerschaften ohne Trauschein gilt. Das heisst: Jeder, der mit einem Partner zusammen in irgendeiner Form eben zusammen gewachsen ist, ist eben Teil eines solchen Organismus und es ist grundsätzlich verkehrt diesen auseinaderzureißen.

    Ob man das nun so simplifizieren muss, wie einige Christen das tun : „Sobald man miteinander schläft, ist man vor Gott verheiratet“ – das bezweifle ich wieder.

    Egal. Nun kommen eben die Pharisäer und provozieren Jesus mit dem „Schlupfloch im Gesetz“. Wie Storch das ja in seinem Post schon erwähnt hat, waren und sind die Menschen immer gut darin gewesen, Gesetze zu ihren „Gunsten“ auszulegen. Deswegen dann also der Einwand „Im Gesetz steht aber ich muss nur meinen Scheidebrief abgeben und fertig!“

    Und nun kommt’s. Jesus antwortet – ganz schön keck erstmal mit einer Beleidigung. Zumindest schätze ich, dass das mit der „Herzens Härte“ so gewirkt haben muss.

    Und nun kommt’s dann eben:
    „Ich aber sage euch: Wer sich von seiner Frau scheidet, es sei denn wegen Ehebruchs, und heiratet eine andere, der bricht die Ehe.“

    So und nun würde ich erstmal versuchen herauszustellen, was ganz sicher dort steht: der Einschub „es sei denn wegen Ehebruchs“ ist tatsächlich ohne viel interpretiererei so zu verstehen: Wenn natürlich die Frau bereits mit der Ehe gebrochen hat [also von ihrer Seite aus der Organismus bereits auseinandergerissen wurde], dann begeht man kein unrecht, wenn man sich trennt.

    Und es steht auch ganz klar da, wenn man sich von seiner Frau trennt und eine andere hat, dann ist man eben derjenige in der Beziehung der den Organismus kaputt macht.

    Dies nun allerdings so umzumodeln, dass man da herauszieht, man würde diesen Organismus NICHT zerstören, wenn man danach KEINE andere Frau hat, das kann ich mir einfach nicht vorstellen, dass dies im Sinne der ersten Antwort Jesu ist.

    Richtig pervers wird es nämlich dann, wenn einer noch zwischen Ehe und Partnerschaft unterscheidet und meint: „Ja, klasse, dann kann ich meine Alte abschießen, mich scheiden lassen und mir ne Freundin zulegen. Bin ich ja voll im Willen Gottes.“

    Da Jesu sicher nicht vorgehabt hat, die eine „Hintertür“ zu zu machen und dafür eine neue „Hintertür“ aufzumachen, finde ich, kann man diese Stelle mit der „anderen“ eben nicht zu sehr in den Vordergrund rücken.

    Also unterm Strich bleibt für mich da stehen:
    Grundsätzlich handelt man NIE im Sinne Gottes, wenn man eine ernste Partnerschaft auflöst!

    Da finde auch nicht, dass man da irgendetwas schön reden oder relativieren muss. Allerdings halte ich diese Tatsache im gar keinem Fall für eine Legitimation andere zu stigmatisieren oder auszugrenzen, wie es Bento ja zurecht auf seinem Blog kritisiert.

    Und selbstverfreilich kann Gott auch zerrüttete Beziehungen auch retten und wieder kitten. Wüsste nur ehrlich gesagt nicht, was das mit dieser Bibelstelle zu tun haben soll – fällt meiner Meinung nach eher unter das Thema Vergebung. Ist schon richtig, dass man eine Beziehung wohl nicht mehr retten kann, wenn jemand bereits einen neuen Partner hat. Daraus kann man allerdings nicht rückwärts schließen, dass man eine Beziehung immer retten kann, wenn noch keiner einen neuen Partner hat. Das ist in meinen Augen eher als das finale äußerliche Merkmal zu sehen – und so erkläre ich mir das auch, warum Jesus das so erwähnt.

    Sollte man sich allerdings nun auch nicht sooo einfach machen und daraus ’ne sportliche Disziplin machen: „Wer als erster nen neuen Partner hat war Schuld“ 😉

    Ich denke, es ist einfach wichtig für uns, zu wissen, dass wir Schuld auf uns laden, wenn wir uns trennen und das diese Schuld uns nicht durch irgendein Gesetz entlassen werden kann. Jesus hat ja letztendlich gezeigt, was der richtige Weg ist, mit Schuld umzugehen.

    Und ich denke, dass die Partnerschaft keine notwendige geistliche Konzeption für unser Glück oder gar Heil ist, wird in dem folgenden Gespräch mit den Jüngern deutlich, wo Jesus ganz klar herausstellt, dass es auch möglich ist [und sogar um der Himmelreichs willen!!!] auf Partnerschaft grundsätzlich zu verzichten.

    Nur wenn man sich eben für den Weg entscheidet in einer Partnerschaft zu leben, dann am besten so, wie Gott es eingerichtet hat: Monogam mit einem Partner und ein Leben lang.

    Und ich bin mir dessen durchaus bewusst, dass unsere Beziehungen [nicht nur unsere Partnerbeziehungen] auch geistliche Konsequenzen haben. Aber unser Leben auf der Erde ist eben nicht ausschließlich geistlich.

    Sicher lässt sich, mit den richtigen Argumenten auch irgendwie immer auch von „Heiligung“ sprechen: heiligung der Ehe, von Freundschaften, der Getreideernte oder auch dem Schnitzel mit Pommes…

    Mein Stil ist es nicht. Und ich finde, es führt leicht dazu, dass man vorrangig weltlichen Dingen einen zu großen Raum in seiner Beziehung mit Gott einräumt. Und mir persönlich hilft es, wenn ich es so betrachte: Nur Jesus, nur Gott, nur der heilige Geist alleine ist „heilig“.

    sooo… Jetzt komme ich zu Spät zur Schule 😉

    [Nebenbei: Das finde ich ist gar nicht sooooo Offtopic – denn da ist doch durchaus eine hermeneutisches Problem.]

  11. ich finde das auch ganz und gar nicht off-topic. im gegenteil: hermeneutik total. mal ein gedanke zur stelle. ich zitiere mal nach einheitsübersetzung:

    Ich aber sage euch: Wer seine Frau entläßt, obwohl kein Fall von Unzucht vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch. (Matthäus 5,32)

    ich bin sicher, dass jesus von zwei verschiedenen dingen redet. das erste „wer seine frau entlässt“ ist eine technische, juristische sache, die sich auf eine zuvor geschlossene ehe bezieht. das zweite „unzucht“ oder „ehebruch“ ist tatsächlich eine sexuelle sache (porneias im griechischen, wovon sich unser pornographie ableitet).

    das heisst, jesus bezog sich schon auf einen formale ehe (die im judentum auch rituell geschlossen wird). etwas anderes kannte er es auch nicht, weil es gar nicht ging, sex zu haben ohne in einer ehebeziehung zu stehen (stand todesstrafe drauf, zumindest für die frauen).
    die ehe konnte formal nur durch tod, ehebruch oder scheidebrief beendet werden – der scheidebrief ist also echt gnädig, denn er konnte auch ausgestellt werden, wenn es einfach nicht ging und die frau hatte dann das recht wieder zu heiraten (und somit versorgt zu sein).
    also ist die diskussion im grunde gegenstandlos, denn beides – ehebruch und scheidebrief – führte dazu dass die ehe gebrochen wird. jesus macht im grunde nur ein simples statement: wenn man eine frau formal aus der ehe entlässt, dann führt das dazu, dass sie über kurz oder lang die ehe auch körperlich brechen wird.
    eine metaphysische sache sehe ich darin auch nicht, jesus legt geltendes recht aus, mehr erst einmal nicht. gott stellt sich da zwar sehr hinter (maleachi), aber es ist erst mal „nur“ ein weltlich ding.

  12. *lol* … Ääääh— okay, das macht es jetzt nicht unbedingt einfacher, denn:
    Meine Ausführungen bezogen sich auf Matthäus 19, 1-11:

    1 Und es begab sich, als Jesus diese Reden vollendet hatte, dass er sich aufmachte aus Galiläa und kam in das Gebiet von Judäa jenseits des Jordans; 2 und eine große Menge folgte ihm nach und er heilte sie dort. 3 Da traten Pharisäer zu ihm und versuchten ihn und sprachen: Ist’s erlaubt, dass sich ein Mann aus irgendeinem Grund von seiner Frau scheidet? 4 Er aber antwortete und sprach: Habt ihr nicht gelesen: Der im Anfang den Menschen geschaffen hat, schuf sie als Mann und Frau 5 und sprach (1.Mose 2,24): »Darum wird ein Mann Vater und Mutter verlassen und an seiner Frau hängen, und die zwei werden „ein“ Fleisch sein«? 6 So sind sie nun nicht mehr zwei, sondern „ein“ Fleisch1. Was nun Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden! 7 Da fragten sie: Warum hat dann Mose geboten, ihr einen Scheidebrief zu geben und sich von ihr zu scheiden? 8 Er sprach zu ihnen: Mose hat euch erlaubt, euch zu scheiden von euren Frauen, eures Herzens Härte wegen; von Anfang an aber ist’s nicht so gewesen. 9 Ich aber sage euch: Wer sich von seiner Frau scheidet, es sei denn wegen Ehebruchs, und heiratet eine andere, der bricht die Ehe. 10 Da sprachen seine Jünger zu ihm: Steht die Sache eines Mannes mit seiner Frau so, dann ist’s nicht gut zu heiraten. 11 Er sprach aber zu ihnen: Dies Wort fassen nicht alle, sondern nur die, denen es gegeben ist. 12 Denn einige sind von Geburt an zur Ehe unfähig; andere sind von Menschen zur Ehe unfähig gemacht; und wieder andere haben sich selbst zur Ehe unfähig gemacht um des Himmelreichs willen. Wer es fassen kann, der fasse es!

    Und in den Versen 4-6 habe ich nicht den Eindruck, als ginge es lediglich um eine rein technisch, juristische Betrachtung.

    Naja, aber irgendwie habe ich nach Deinem Einschub den Eindruck, dass es vermutlich eh kaum zu raffen ist, wenn man nicht die nötigen Sprachkenntnisse hat. Ich wäre nur anhand des deutschen NIE darauf gekommen, dass „Ehebruch“ lediglich einen sexuellen Akt meinen könnte. Und da bricht ja mein Kartenhaus ja schon zusammen. 😛

    Ich seh schon: gleich erklärste mir noch, dass „ein Fleisch“ im Original so viel heißt wie ‚“Zipfel und Mupfel“ passen rein „technisch“ prima zusammen‘ und dann war die ganze Liebesmühe für die Katz 😉

    Dann kann ich wohl meinen eigenen gefühlsduseligen Wortschwall allerhöchstens noch unter „Liebe Deinen Nächsten“ einsortieren, damit ich’s wenigstens als „halbwegs auf der Bibel basierend“ verkaufen kann.

    *ARGH!*

  13. sehr komplexes Thema das…

    @ Storch

    hmm – geht das an, dass du da so grundsätzl. zwischen weltl./juristischer und geistl. Bedeutung unterscheiden willst – bei der gen. Stelle mag das ja sein, aber so kommen wir jesusmässig nicht weiter. Naja er spricht hier zu den Juden, insofern…
    – es gibt z.B. die Stelle wo Christens gescholten werden, weil sie ihre Sachen vor weltl. Gerichten (nach weltl. Recht) regeln…

    @ FF

    …also meine Pommes würde ich jetzt auch nicht grade geistl. betrachten, bevor ich sie mir einpfeife… aber verstehe schon was du meinst – heiliger Bimbam usw…es ist aber so: wenn die Wurzel heilig ist, dann sind es auch die Blätter – also sogar der Salat! 😀

    heilich heißt ja „etwas besonderes/ausgesondert“ – oder korrekt: „durch den Bezug zu Gott von besonderem Wert/Würde“ und genau da sehe ich auch den Punkt i.d.Ehe.
    Was mir aber bei deinem Statement auffällt, ist dein Versuch, die Ehe und Partnerschaften auf eine Ebene zu wuppen – das wird aber nix mein Lieber 😉
    spätestens am Jakobsbrunnen wird klar, dass Zusammenleben KEINE Ehe ist!

    Das Wichtige ist das verbindl. JA ohne Hintertürchen (vor Gott UND der Welt) – auch wenn das heute eher als etwas Formelles gesehen wird – das ist genau wie bei Jesus: Viele haben schon eine „Beziehung“ (ja Jesus find ich toll), tun sich aber schwer den entscheidenden Schritt zu tun: völlige Hingabe, ja und amen, doch genau das zählt! – think about…

    Übersetzungen sind da wirkl. auch ein Prob, einzelne Aussagen für sich betrachtet auch – ich deute Ehe weiterhin zuerst geistl. „Liebt eure Frauen, wie Christus die Gemeinde liebt“ also agapemässig – ohne das wird die Scheidungsrate bei Christens sonst bald auch bei 50% sein…

  14. @ FF:
    schau dir mal andere übrsetzungen an. wenn da „hurerei“ als synonym in alten übersetzungen steht ist die sache ja schon klar. ansonsten sorry, dass ich an der stelle vorbei gegangen bin. 🙂

    @ bento:
    ich bezweifle, dass die juden ihr gesetz als weltlich gesehen hätten. paulus spricht im korinther imho von einem richtig weltlichen gericht, also nicht von einer jüdischen gerichtsbarkeit. im AT gab es keine trennung von kirche und staat, da war alles geistlich.

  15. @Bento:

    Jau. Grundsätzlich kann ich diese Ehe-Idee, so wie Du sie vertritts auch nachvollziehen – schließlich war ich selbst schonmal verheiratet und würde es auch wieder tun 😉

    Und solange es die „Institution Ehe“ gibt, halte ich es auch für vollkommen normal diese im Laufe einer Beziehung zu nutzen.

    Aber für mich persönlich wuppe ich es geistlich eben doch auf eine Stufe. „Liebt Eure Frauen, wie Christus die Gemeinde liebt“ das gilt für mich in meiner jetzigen Beziehung ebenso, wie es damals in meiner Ehe galt – wenn nicht sogar heute umsomehr, weil man bei der nächsten Beziehung nach einer gescheiterten Ehe sich bemüht, umso achtsamer zu sein und seine Fehler nicht zu wiederholen.

    Ein „JA ohne Hintertürchen“ gibt es imho nicht. [Wäre nicht ansonsten eine „Scheidung“ überflüssig?!?]

    Mir ist im Grunde vorallem wichtig, dass wir diejenigen sind, die unsere Beziehungen führen und nicht Gott. Sei nun dahingestellt, ob Gott Beziehungen mehr segnet, wenn man einen Trauschein hat, was ich wie gesagt bezweifle – denn schließlich sind es letztlich wir, die die Verantwortung dafür tragen die Karre nicht in den Sand zu setzen und gute Beziehungen zu führen und auch immer wieder aufs Neue um Gottes Segen für unsere Beziehungen zu bitten [ darf man ruhig auch mal zwischendurch machen, wenn man verheiratet ist 😉 ].

    Ich sehe da einfach eine Gefahr, weil ich teilweise selbst in diese Falle getappt bin [war zumindest mit ein Punkt], dass man sich „zu sehr auf Gott verlässt“, wenn man die Ehe auf so eine geistliche Ebene katapultiert und dann auch noch durch so Aussagen wie „Für Gott geht die Ehe nach der Scheidung weiter“ den Eindruck vermittelt, das ganze wäre ein absoluter Selbstläufer. Ich zumindest würde aus meinem Leben berichten, dass meine Ehe lange, lange, lange vor der offiziellen Scheidung beendet war und da ich Gott nicht für debil halte, schätze ich, wird auch er das mitgeschnitten haben 😉

    Naja. Auch wenn das jetzt ziemlich weit weg von Hermeneutik ist, so zeigt dies doch ein hermeneutisches Problem: nämlich die Sprache. Ich gehe schwer davon aus, Bento, dass wir im Grunde genau das gleiche Ziel für unsere Beziehungen, Ehen undsoweiter haben, welches wir allerdings in ganz unterschiedliche Sprachgewänder packen und einzelne Akzente, den einen mehr, den anderen weniger ansprechen.

  16. Hey FF –

    jau seh ich dann auch so – zwischen unsere Positionen passt kein Blatt Papier – 😉

    nee mal ohne Scherz – klar haben wir das gleiche Ziel, nämlich nach Gottes Ansagen zu leben, von seinem Charakter und Wesen her alles betrachten! Unser kleiner Austausch ist jedenfalls von daher ein gutes Beispiel dafür, weil es hier völlig ohne unangebrachten „Kampfgeist“, sondern sehr friedlich zugeht. Dazu brauchen wir nicht die Einigkeit über wischiwaschi Gummiargumente herzustellen, sondern wir können wegen der Einigkeit auch unterschiedl. Positionen akzeptieren – also ein Lehrstück! 🙂

    Einen Gedankengang von dir kann ich sehr schwer nachvollziehen:
    Wie wird die Ehe zu einem „Selbstläufer“ wenn ich sie von der geistlichen Ebene betrachte?
    Dass Gottes Wille auf Erden geschieht, ist bestimmt kein Selbstläufer.
    Alles hat eine geistl. Bedeutung und die wiederspricht oft genug dem, was vor Augen ist (oder auch hinter den Augen im Hirnschmalz). Ich denke eher da beginnen die „Leiden Christi“ für uns, denn dass ist der Kampfplatz und alles entscheidet sich daran, welche Perspektive die Oberhand gewinnt und behält.
    Natürlich kann eine Ehe auch ohne Scheidung längst tot sein – so what? Was wird wohl Gottes Wille hier sein – Begräbnis oder Auferstehung?
    Klar betrachten wir beide alles auch durch unsere Erfahrungsbrille und Jetzt-Zustände und ziehen da unsere Schlüsse, gute Hermeneutik muss das – ähm ich meine versuchen ds weitgehend zu überwinden und eben von Gottes Charakter her zu denken, reden und handeln – Gott ist absolut, er ist einzigartig, er ist ewig!

    Segen

    ps @ Storch – da hattu wohl recht – zumindest der Anspruch bestand… 😉

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