Oh, Europa, Europa, wie hast du Christus diesen Völkern gegenüber verleugnet!1

Darum werden sie deine Mörder werden! Europa, sie hätten deine Freunde sein können, deine Brüder, aber du hast es versäumt. Ein Staudamm im Sudan – gewiss, er würde zwei Milliarden kosten. – Wir haben sie auf unseren Länderbanken, wir haben sie auf der Weltbank liegen, sogar siebzehn. – Man könnte dadurch zwanzig, dreißig Millionen Menschen mit dem täglichen Brot versorgen. Aber wir sind ja keine Christen, wir sind Geschäftsleute. Wir rechnen nicht mit Christus, sondern mit Zinsen und Dividenden. Darum werden diese Völker einmal kommen und werden uns totschlagen. Davon bin ich überzeugt; denn wer will sie aufhalten, diese Hunderte von Millionen? Wir haben heute nicht nur das Zweikindersystem, sondern eine Geburtenregelung. Wenn dann zehn Schwarze und Asiaten auf einen Europäer kommen, glaubst du wirklich, dass ein Europäer zehn Diener haben wird? Werden nicht vielmehr wir die Sklaven der Schwarzen und Asiaten sein? – Europa, Europa, mir fehlt der Glaube an dich; denn du verleugnest Jesus Christus. Liebe deinen Nächsten wie dich selbst! Das müssen wir lernen.

Ohne mit der Schulter zu zucken geben wir Milliarden für Totschlägerwerkzeuge aus und verweigern unseren Brüdern den Weg zum Brot. Ich wünschte, ich könnte euch alle einmal nach Bombay hineinführen und das Bild zeigen, als sich Hunderte von Händen, Hunderte von Armen, so dünn wie Besenstiele, nach mir ausstreckten, und die Menschen riefen: „Hunger, Hunger, Hunger!“ Nirgends sah ich so verhungerte Menschen wie in Indien. Selbst an der Goldküste in Afrika, an der ich von 1911-1915 Missionar war, habe ich nicht so viel Hunger gesehen wie fünfzig Jahre später in Indien. Es ist unvorstellbar!

Hermann Zaiss sagte das, nachdem er aus Indien zurückkam. Ich halte es heute für aktueller als je zuvor. Gott macht in der Bibel immer wieder klar, wie sehr er soziale Ungerechtigkeit hasst. Wer es nicht glaubt, dem empfehle ich zunächst die Propheten zu lesen. Es ist immer dasselbe: Gott hasst es, sich an Armen, Ausländern und Witwen und Waisen zu bereichern. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass der Umgang der Industrienationen mit der dritten Welt ihn kalt lässt.

Für mich bleiben viele Fragen offen, aber im letzten Jahr ist mir das Thema immer wichtiger geworden und ich bin gespannt, was noch passieren wird. In dieser Zeit können Erweckungen global ausbrechen; wie sich etwa in Lakeland gezeigt hat, kann das, was an einem Ende der Welt geschieht, in allen anderen Teilen Wellen schlagen. Was könnte es für Auswirkungen haben, wenn Gott die Herzen des Westens den Menschen in den armen Teilen der Welt zuwendet?

Prophetien müssen nicht in Erfüllung gehen. Wer weiß? vielleicht ist es abwendbar, was Hermann Zaiss prophezeihte.

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  1. Peter Schneider, Lahme tanzen unter der Kanzel, Seite 121-122 []

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