05. April 2009 2

Mit Kelle und Schwert

[de]Ungefähr im Jahre 445 v. Chr. kam Nehemia nach Jerusalem, um die zerstörte Stadtmauer wieder aufzubauen. Vorher war Israel mal wieder in babylonische Gefangenschaft  geraten. Nehemias Vorhaben war nicht so einfach, wie man vielleicht denken würde. Nicht nur, dass es eine Menge Arbeit war, es gab auch Feinde, die alles taten, um den Neubau der Mauer zu verhindern, damit Jerusalem nicht wieder eine Identität als Stadt bekäme. Nachdem er von einem geplanten Überfall auf die Bauarbeiten hörte, teilte Nehemia die Arbeiter so ein:

Seit jenem Tag arbeitete nur die Hälfte meiner Leute am Bau; die andere Hälfte hielt Lanzen, Schilde, Bogen und Panzer bereit, und die Obersten standen hinter dem ganzen Volk Juda, das an der Mauer baute. Die Lastträger arbeiteten so: Mit der einen Hand taten sie ihre Arbeit, in der andern hielten sie den Wurfspieß. Von den Bauleuten hatte jeder sein Schwert um die Hüften gegürtet, und so bauten sie. Ständig hatte ich den Hornbläser bei mir (…) (Nehemia 4,10 nach der Einheitsübersetzung)

Eigentlich mochte ich Nehemia schon immer, und ich habe sein Buch ein ums andere Mal gelesen. Aber im Moment drängt es sich mir regelrecht auf, und meine Gedanken kehren immer wieder zu ihm zurück.
Wir haben als Gemeinde in Remscheid ein neues Gebäude, das ehemalige Werk II,  bekommen. Wie das immer so ist, fallen einem immer mehr nötige Arbeiten auf, je länger man renoviert. Anfangs dachten wir: „Wir könnten gleich einziehen, ohne etwas zu machen.“ Das stimmte auch, aber dann wären es große hässliche Räume gewesen, in einem fiesen Gelb gestrichen, das in den 70ern mal cool war. Also fingen wir an, den Rauputz abzuspachteln und merkten, dass das bei etwa 1.000 qm Wandfläche eine echte Herausforderung ist.
Das war aber nicht die einzige Herausforderung, der wir uns in Bezug auf die neuen Räume stellen mussten. Als wir anfingen, vermehrt für unser neues Haus zu beten, kamen auch immer mehr prophetische Warnungen. Dabei ging es um Streit, Unfälle und alles mögliche andere. Es wurde schnell klar, dass ein Großprojekt, das Gott viel Ehre machen kann, auch angegriffen werden wird.
So kam also zur Kelle noch das Schwert, und unser Gebetsteam ist dabei, Informationen über die Geschichte von Werk II zu sammeln (die ziemlich bewegt ist und in der es einige Sünden gibt). Wir beten bei der Arbeit und treffen uns auch als Beter in den Räumen.
Wenn man darüber nachdenkt, wird Gottes Reich immer so gebaut. Es gibt einen Teil, den man nur im natürlichen machen kann. Darunter fallen Organisation, Menschen einladen, Wände streichen usw. Es gibt aber auch einen Teil, bei dem menschliche Kunst versagt und bei dem wir ganz auf Jesus und das Gebet angewiesen sind. Gottes Reich wird nur da effektiv gebaut, wo beide Teile zusammen kommen.
Hier sehe ich ein großes Manko, denn normalerweise sind wir in einem Bereich stark ausgebildet und in dem anderen nicht. Dabei hinken wir in Deutschland meistens auf der geistlichen Seite. Es fällt uns leichter, zu strukturieren und Gottes Reich mit unseren Möglichkeiten zu bauen. Das Gebet bleibt oft dahinter zurück, und wir haben verhältnismäßig wenige Geistliche, die sich jeden Tag zum Beten zurückziehen und Zeit mit Gott verbringen. Deswegen sind unsere Gemeinden und Bünde auf der geistlichen Seite oft schutzlos, während wir auf der menschlichen Seite alles richtig machen, wie wir es aus unseren Managementbüchern gelernt haben. Seltener ist es anders herum, dass in einer Gemeinde viel gebetet wird und man viel Einblick in die geistliche Welt hat, aber mit den menschlichen Möglichkeiten hinterher hinkt.
Wir können von Nehemia lernen, dass Arbeit und Gebet nur zwei Seiten derselben Münze sind und wir beides brauchen, wenn wir unsere Mauer aufbauen und Gottes Reich vorantreiben wollen.

[veröffentlicht im aktuellen kranken Boten]

[/de]
[en]
Around the year 445 BC, Nehemiah came to Jerusalem to rebuild the destroyed city wall. Previously, Israel had once again gotten into Babylonian captivity. Nehemiah’s project was not as easy as you might think. Not only was there a lot of work, there were also enemies who did everything to prevent the construction of the wall, so that Jerusalem wouldn’t get its identity as a city back. When he heard of a planned attack on the works, Nehemiah arranged the workers as follows:

„From that day on, half of my men did the work, while the other half were equipped with spears, shields, bows and armour. The officers posted themselves behind all the people of Judah who were building the wall. Those who carried materials did their work with one hand and held a weapon in the other, and each of the builders wore his sword at his side as he worked. But the man who sounded the trumpet stayed with me.“ (Nehemia 4,16- 18, TNIV)

Actually I’ve always liked Nehemia and have read his book over and over again. But at the moment I can not help but think about it again and again.
We as a community in Remscheid got a new building, the former Plant II. Like always, more and more necessary work shows up the longer you renovate. Initially we thought: „We could move in directly without changing anything.“ This was true indeed, but then it would have been big ugly rooms, painted in
a nasty yellow, a colour that was once cool – in the 70s. So we started to scrape off the roughcast and noted that an approximately 1,000 m² wall surface is a real challenge.
But that was not the only challenge for us with regard to the new rooms. When we began to pray ever more for our new house, more and more prophetic warnings came up. Th ey were about  arguments, accidents, and all sorts of possible things. It quickly became clear that a large-scale project that could honour God would also be attacked. So to the trowel the sword was added, and our prayer team is busy with collecting information on the history of Plant II
(which is quite moving and in which there are some sins). We pray at work and meet up to pray in the rooms.
If you think about it, God‘s kingdom will always be constructed that way. There is a part that you can only do practically. Th is includes organisation, inviting people, painting walls, etc. But there is also a part where human skills fail and where we totally depend on Jesus and
prayer. God‘s kingdom will only be built effectively when both parts come together. That is where I see a crucial shortcoming, because normally we are highly trained in one area and not in the other. Over here in Germany we usually limp on the spiritual side, mostly on the spiritual side. It is easier for us to structure and to build God‘s kingdom with our own opportunities. The prayer often comes second place, and we have relatively few clergy who retreat every day in order topray and spend time with God.
That‘s why our churches and unions are often unprotected on the spiritual side, while on the human side we do everything right, as we have learnt from our management books. Rarely is it the other way around – that in a community there is a lot of praying and a lot of insight into the spiritual world, but the human means are limping behind.
We can learn from Nehemiah that work and prayer are only two sides of the same coin, and we need both, if we want to buildour walls and advance God‘s kingdom.

translation: the sick messenger

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Ein Kommentar

  1. Hallo Storch,

    erstmal herzlichen Glückwunsch zu dem neuen Gebäude!

    was mir in der Nehemia-Bibelstelle gerade aufgefallen ist: Im Inneren ist ja das Volk Juda, nicht irgendein Volk. Juda steht für Sieg, Freude. ++ Und bei Euch ist auch das Volk Juda drin, Ihr. 🙂 Wenn es also viele prophetische Warnungen gibt, dann gibt es mindestens genau so viele Siege von Euch.

    Da fällt mir die Predigt von Keith Moore ein, die gefällt mir sehr: Always triumph in Christ

    Liebe Grüße
    Daniel

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  1. […] hat mir die Illustration zu meinem letzten Gebetsartikel im Kranken Boten geschickt. Hier ist sie, falls sie jemand gebrauchen kann. Ich finde, es ist ein […]

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