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Am besten bereitet man alles gut vor, denn frühmorgens muss jeder Handgriff sitzen. Aufstehen, unter die Dusche, anziehen und an den Frühstückstisch. Der Teebeutel hängt schon in der Tasse, kalte Milch ins Müsli und beim Löffeln den Andachtskalender lesen. Während man das schmutzige Geschirr in die Spüle stellt wird das erste Gebet gesprochen und im Bus denkt man über den Neukirchener Bibelhappen nach.
So sieht für viele der ideale christliche Tagesanfang aus.

Die stille Zeit gehört zu den grössten Mythen der modernen Christenheit. Jeder macht sie – angeblich – und wer sie nicht macht, dem macht sie ein schlechtes Gewissen. Die Wirklichkeit sieht oft anders aus: der Wecker hat mal wieder nicht geklingelt, die Kinder sind zu früh wach geworden oder man ist zu spät ins Bett gegangen. Die kleinen und grossen Katastrophen des Alltags vereiteln die gute Absicht und am 15.August steckt das Lesezeichen im Andachtsbuch noch bei Mitte Januar. Silvester weiss man ganz genau, dass es auch dieses Jahr nicht hingehauen hat. Aber nächstes Jahr wird alles anders.

„Warum überhaupt?“, denken sich einige und lassen die stille Zeit ganz sein. Christsein soll schliesslich Spaß machen. Für mache ist das frühe Aufstehen eben nichts.
Fast richtig. Die Zeit mit Gott ist wichtig; die Tageszeit nicht. In Psalm 119,147 hat der Autor frühmorgens Gott gesucht. Adam und Eva ist Gott in der Abendkühle begegnet (1.Mose 3,8) und der Spitzenpolitiker Daniel betete mehrmals täglich (Daniel 6,10). Auch Jesus betete zu verschiedenen Zeiten und unterschiedlich lang.
Es gibt kein Gesetz das regelt, wann wir Zeit mit Gott verbringen sollen. Ich versuche jeden Tag Zeit für Gott zu reservieren. Das ist selten morgens, weil ich dann noch müde bin. Öfter ist es um die Mittagszeit, nachmittags oder abends. Wie diese Zeiten aussehen ist unterschiedlich: mal Anbetung, mal Fürbitte, Bibelstudium oder etwas ganz anderes. Wir leben in einer Beziehung mit Jesus und was ist schrecklicher als eine Beziehung, in der man immer das Gleiche zur selben Zeit macht?

Das bedeutet aber nicht, dass Disziplin und Regelmäßigkeit nicht wichtig sind. Beziehung lebt von Abwechslung und Kontinuität. Es gibt Höhen und Tiefen. Zeiten der Routine und Zeiten die so schön sind, dass man nicht voneinander lassen kann. Es gibt Tage an denen Gott uns so nah ist wie die Bibel auf dem Tisch und Zeiten, in denen Jesus unendlich weit weg zu sein scheint. Das ist kein Grund, keine Zeit zusammen zu verbringen, denn die Regelmäßigkeit sorgt dafür, dass wir überhaupt Hochphasen erleben.
Es ist wie bei einem Perlentaucher, der jeden Tag ins Wasser steigt, taucht und Perlen sucht. Er findet nicht jeden Tag eine Perle, aber wenn er aufhört zu tauchen findet er garantiert keine mehr. Wenn wir aufhören Gott zu suchen, sammeln wir auch keine Erfahrungen mehr mit ihm.
Disziplin ist wichtig aber kein Selbstzweck. Der Taucher taucht nicht um zu tauchen und wir beten nicht um zu beten. Es geht darum Gott zu erleben und im Glauben zu wachsen, egal wann, wie und wo.

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At best you have prepared everything because early in the morning every movement has to work properly. Get up, get showered, get dressed and then breakfast. Put the Teabag in the cup, cold milk to the cereals and while eating, reading the daily devotional. While you put the dirty dishes in the sink you may speak out your first prayer and on the bus you think about the scripture of the daily devotional. For a lot of people that’s how a perfect Christian morning looks like.

The Quiet Time is one of the biggest myths of modern Christianity. Everybody does it – allegedly – and if not, guiltiness comes up. Reality looks different. The alarm didn’t go off, the children woke up too early or you went too late to bed. The little and the big issues of the daily routine defeat the attempt and on august 15 the bookmark in the daily devotional is still on mid January. On New Year’s Eve you realize that it didn’t work but next year it’s going to be different.

Some you think “why all that anyways?“, and stop doing quiet time. The Christian life should be fun after all and getting up early is not everybody’s thing, right?
Almost right! Spending time with God is important not the daytime. The author of Psalm 119,147 sought the Lord early in the morning. God encountered Adam and Eve in the cool of the evening (Genesis 3,8) and the top-politician Daniel prayed several times a day (Daniel 6,10).Also Jesus varied in daytime and length of his prayers.
There is no law that regulates when we should take our time with God. I try to reserve space in my schedule for God every day. Seldom it’s in the morning, because I’m still tired then. More often it’s midday, afternoon or evening. How those times look like can be very different each time: Worship, intercession, Bible study or something way different. We live in a relationship with Jesus and what is worse than doing in relationships always the same thing at the same time?
That doesn’t mean though that discipline and regularity aren’t important. But relationships live from variations and continuity. There are highs and lows. Times of routine and times that are so beautiful that you don’t want to leave. There are days where God is as close as the Bible on the table and times where Jesus seems to be endlessly far away. That’s no excuse to not spend time together. Just because of regularity there are highs. It’s like a pearl diver who jumps day by day in the water and looks out for pearls. He doesn’t find a pearl every day but when he stops diving he wouldn’t find any. If we stop searching for God we won’t gain any experience. Discipline is important and not self-centered. The diver doesn’t dive because of diving and we don’t pray just because of prayer. It’s about to have an encounter with God and to grow in faith no matter when, where and how.

[translated by Jonathan]

 

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5 Kommentare

  1. schön auf den punkt gebracht, finde ich.

  2. Und, wie war Heidi?
    Nach der Arbeit hat mich jemand besucht.. yeah! Bin schon richtig bebetet worden, yippih! Bis Sonntag, Erne und ich kommen gemeinsam hin, ich meld mich falls wir uns nicht sehen.

  3. heidi war toll. überhaupt hat es mir sehr gefallen und ich freue mich, euch beide getroffen zu haben.

  4. Ich schließe mich der Meinung von anja an, wieder gut motiviert worden wie wichtig die Beziehung zu Gott ist. Alles auch eine Sache der Disziplin, denn nicht immer fühlt man die Nähe Gottes, obwohl man ihr trotzdem vertraut. Gnade ist es, wenn Gott Freude schenkt und wir ihn spüren dürfen. Danke auch für den sehr guten Post über das Gebet!

  5. netter gedanke: „Wir beten nicht um zu beten“

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