Ist nicht Abraham, unser Vater, aus Werken gerechtfertigt worden, da er Isaak, seinen Sohn, auf den Opferaltar legte ?
22 Du siehst, daß der Glaube mit seinen Werken zusammenwirkte und der Glaube aus den Werken vollendet wurde.
23 Und die Schrift wurde erfüllt, welche sagt: «Abraham aber glaubte Gott, und es wurde ihm zur Gerechtigkeit gerechnet», und er wurde «Freund Gottes» genannt.
24 Ihr seht also, dass ein Mensch aus Werken gerechtfertigt wird und nicht aus Glauben allein. (Jakobus 2,21-24 nach der Elberfelder)

In dieser Stelle wird immer wieder ein theologisches Problem gesehen weil sie einen direkten Kontrast zu Römer 4,3 darstellt: “Abraham wurde aus Glauben gerecht” (Römer 4,3). “Was denn nun?” fragen sich da manche. Der Schlüssel liegt in Vers 22: Glaube und Werke wirken zusammen zur Gerechtigkeit, wenn eines fehlt, wird keine Gerechtigkeit aus dem anderen erwachsen.
Die Geschichte von Abraham und seinem Sohn Isaak, auf die sich Jakobus (und wohl auch Paulus bezieht, steht in 1.Mose 23. Abraham sollte Gott seine Treue zeigen indem er seinen Sohn Isaak opferte, den Gott ihm über Jahre hinweg verheißen hatte. Die Geschichte enthält zwei Elemente des Glaubens: zum einen die Überzeugung Abrahams, dass Gott treu ist und er Isaak zur Not durch Auferstehung zurückbekäme (Hebräer 11,17-19); zum anderen die Umsetzung dieses Glaubens.
Römer und Jakobus nähern sich dieser Tatsache von zwei unterschiedlichen Seiten, Paulus betont das Wissen um Gottes Charakter, Jakobus die daraus folgende Tat. Beides ist nötig, um wirklich von „Glauben“ sprechen zu können.

Die Autoren des Neuen Testamentes kämpfen hart darum, diese Punkte rüberzubringen. Sie sprechen über den Glauben mit vielen Bildern und vergleichen und man spürt beim Lesen ihr Ringen dem Leser etwas sehr Komplexes begreiflich zu machen. Mir geht es beim Schreiben auch so. Glaube ist ein so zentraler Begriff der christlichen Botschaft, dass man ihm nicht mit ein paar Zeilen gerecht wird. Es ist angemessen, sich in dieses Thema tief zu versenken und sich ihm von mehr als einer Seite zu nähern. Ich empfehle deswegen neben dem Studium des Jakobusbriefes auch den Römerbrief sorgfältig durchzuarbeiten.

[ein weiterer Post über diese Spannung | systematisch durch die Bibel]

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