18. Mai 2010 3

Engel 07 Theophanie

Friede sei mit dir! Fürchte dich nicht, du musst nicht sterben. (Richter 6,23 nach der Zürcher)

Die Berufungsgeschichte Gideons ist eine der faszinierendsten in der Bibel. Gideon versteckte sich in einer Kelter um Weizen zu dreschen. Er musste heimlich dreschen, denn Israel war in der Hand der Midianiter. Weil bereits aller Wein aus Israel in Midian getrunken wurde, war die Kelter ein sicherer Ort: Hier vermutete niemand einen Israeliten.
Da erschien ihm auf einmal der Engel des Herrn und veränderte sein ganzes Leben. Gideon wuchs im Verlauf der Geschichte über sich selbst hinaus und befreite in Gottes Kraft Israel.

Der Ausdruck „Engel des Herrn“ taucht im Alten Testament an einigen Stellen auf. Die Geschichten sind immer etwas verwirrend, weil in ihnen mal vom Engel des Herrn die Rede ist und dann wieder vom Herrn. Gideon hatte sogar Mühe, die Erscheinung überhaupt als übernatürlich zu erkennen. Erst nachdem der Engel des Herrn ein Wunder tat wusste Gideon, womit er es zu tun hatte.
In diesen Berichten geht es nicht um gewöhnliche Engel sondern darum, dass Gott selber in einer sichtbaren Form Menschen begegnet. Die Theologen bezeichnen das mit dem griechischen Wort Theophanie – eine Erscheinung Gottes. Vermutlich gibt es nichts abgefahreneres als das: Gott selbst erscheint in einer sichtbaren Gestalt und redet mit Menschen. Besonders deutlich ist das in 1.Mose 18. Dort heißt es, dass Gott Abraham besuchte; als Abraham aufblickte, sah er drei Männer: Das ist eine der wenigen Stellen, in der Gott in seiner ganzen Dreieinigkeit in einer einzigen Bibelstelle erscheint. Die Begegnung war also nicht nur für Abraham sehr bedeutend sondern hat auch theologische Bedeutung und ist damit für die ganze Welt wichtig.

Es sollte uns als Christen ermutigen, dass Gott schon immer sichtbar auf dieser Welt war. Wenn es damals, schon im Alten Bund, möglich war, dass Gott einem Menschen in sichtbarer Form begegnet, warum sollte es dann nicht auch heute möglich sein?
Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass der Engel des Herrn noch immer unterwegs ist und Gott sich auf diese Weise seinen Leuten zeigt. Wir sollten Gottes Gegenwart nicht auf ein Gefühl oder einen Geistesblitz reduzieren. Gott scheint manchmal auch das Spektakuläre zu mögen und es ist nicht ausgeschlossen, dass er sich auch uns so zeigen möchte. Ich würde mich nicht darauf versteifen, dass es so geschehen muss, und letztlich kommt es auch nicht darauf an, WIE Gott uns begegnet, sondern darauf, DASS er uns begegnet. Wir sollten aber zumindest nicht überrascht sein, wenn unser himmlischer Vater sich hin und wieder als Engel des Herrn zeigt.

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2 Kommentare

  1. Zitat:
    „Wir sollten aber zumindest nicht überrascht sein, wenn unser himmlischer Vater sich hin und wieder als Engel des Herrn zeigt.“

    Aber über die in diesem Fall erwählte „Form“ darf ich dann doch überrascht sein, oder?
    Mir fällt es bei sowas ziemlich schwer, nicht überrascht zu sein, schätze ich (ich hatte noch kein solches Erlebnis), außerdem, was ist schlimm daran, überrascht zu sein und in hemmungsloses Staunen auszubrechen?

  2. also ich wäre nicht überrascht, obwohl ich auch noch keinen Engel gesehen habe. überraschung in dem bereich zeigt doch in erster linie, dass man nicht damit rechnet, dass gott so handelt.
    stauen ist was anderes. erstaunlich ist vieles und staunen ist eine der grundtugenden der theologie (zumindest sehen manche das so).

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