Über die Theologie des neunzehnten Jahrhunderts schrieb Barth:

Es war merkwürdigerweise so, dass ihre Umgebung von der Theologie erst von dem Augenblick an wieder ernstlich, wenn auch etwas unwirsch, Notiz zu nehmen begann, als sie sich unter vorläufigem Verzicht auf alle Apologetik, d.h. auf alle äussere Standortsicherung, wieder strenger auf ihre eigene Sache besinnen oder konzentrieren wollte.1

Ich denke, dass das eine ganz natürliche Entwicklung war, die wir auch heute beobachten können. Die Theologie hat in Zeiten der Krise die Angewohnheit des Rückzuges entwickelt und versucht, sich dem Zeitgeist anzupassen. In Deutschland bemüht sich speziell die evangelische Kirche um politisch-korrekte Anpassung wobei sie immer mehr von ihren Werten preisgibt und in der Öffentlichkeit kaum mehr als eine geistliche Einrichtung angesehen wird. Wer sich so zurückzieht kann aber auch keine Relevanz für die Lebensfragen der Menschen mehr haben. Kirche funktioniert dann am besten wenn sie sich im Sinne der ekklesia des Neuen Testamentes verhält und mutig das Evangelium verkündigt. Wir sind nicht in erster Linie politisch oder sozial; wir sind geistlich. Alles andere kann dazu kommen, verliert aber seine Würze wenn wir uns nicht mehr um das Eigentliche drehen. Man kann das auch dort beobachten wo Gemeinden sich an Jesus ausrichten und ihren Auftrag leben: Dort werden sie, „wenn auch etwas unwirsch“ wahrgenommen. Wir müssen Gottes Auftrag wahrnehmen ohne uns zu schämen.
Apologetik ist nicht unbedingt schlecht, aber sie darf nicht aus einer Haltung der Minderwertigkeit geschehen, denn die steht dem Christentum schlecht zu Gesicht. John G.Lake nannte den Glauben einen Herausforderer. So sollten auch wir an die Sache herangehen und stolz zu unserem Auftrag und unseren Werten stehen.

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  1. Barth, Karl (1985): Einführung in die evangelische Theologie. 3. Aufl. Zürich: Theolog. Verl, S. 23 []

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