Wenden wir uns nun dem II.Teil der Einführung in die evangelische Theologie zu: Der theologischen Existenz. Was ist ein Theologe und wie ist er? Für Barth steht am Anfang der theologischen Erkenntnis die Verwunderung.

Am Anfang alles theologischen Wahrnehmens, Forschens und Denkens – und nicht zuletzt auch jeden theologischen Wortes steht nämlich, wenn da bescheidene, freie, kritische und dann auch fröhliche Wissenschaft Ereignis sein und immer neu werden soll, eine ganz spezische Verwunderung.1

Man ist verwundert, wenn einem Neues begegnet, in diesem Sinne ist der Urgrund der Theologie nicht anders als derjenige der Philosophie oder – streng genommen – jeder wissenschaftlichen Betätigung. Die Verwunderung der Theologie ist indes eine besondere, denn sie rührt direkt von ihrem „Gegenstand“, der Offenbarung Gottes her. Damit ist klar, dass diese Verwunderung nie aufhört, oder zumindest nicht aufhören darf. Beim lesen habe ich Barths Verwunderung zuweilen als ein Interesse empfunden, das in die Forschung treibt; ein fasziniert-sein von Gott. Gnade uns Gott, wenn diese Faszination einmal erlöscht!
Gerade unsere Studienobjekt führt dazu, dass wir niemals auslernen. Ständig gibt es Neues an diesem Gott zu entdecken dem wir dienen, so dass wir aus dem Staunen, aus der Verwunderung nicht mehr herauskommen. Damit sind die Segel gesetzt in Richtung einer lebenslangen Schülerschaft: Wer Theologie studiert, der wird nicht irgendwann ausstudiert haben. Er wird sich trotz (oder gerade wegen?) aller Gelehrsamkeit, die er sich angeeignet hat, immer als Studenten dieser Disziplin verstehen. Barth weist in diesem Zusammenhang auf den alten Schleiermacher (?) hin, der sich auch nachdem er als Professor der Theologie bereist emeritiert war, noch als Studenten der Theologie bezeichnete. Leider habe ich die Stelle nicht markiert, so dass ich sie nicht im O-Ton zitieren kann.

Ungewöhnlich mutet Barths Erkennungskriterium für einen solchen Theologen an: Man erkennt ihn am Humor… ausgerechnet! Humor und der Charakter der Theologie als „fröhliche Wissenschaft“ spielt bei Barth eine wichtige Rolle. Immer wieder kommt er in verschiedenen Zusammenhängen darauf zu sprechen und wird auch von anderen als fröhlich beschrieben. Auch wenn ich keinen inneren Zusammenhang entdecke, der Humor und die Beschäftigung mit Theologie notwendig verknüpft, gefällt mir die Vorstellung des fröhlichen Theologen ungemein – es gibt Hoffnung für unsere Zunft!

An einem gewissen echten oder unechten, wirklichen oder nur zur Schau getragenen Ernst oder Humor wird, wer Augen hat zu sehen, einen von der Theologie und also vom Worte Gottes heimgesuchten und also irreperabel verwunderten Menschen immer schon von weitem erkennen.2

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  1. Barth, Karl (1985): Einführung in die evangelische Theologie. 3. Aufl. Zürich: Theolog. Verl, S. 72 []
  2. Barth, Karl (1985): Einführung in die evangelische Theologie. 3. Aufl. Zürich: Theolog. Verl, S. 81 []

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