Die Vorlesung über die Verpflichtung enthält auch Gedanken über das Verhältnis zwischen Theologie und Philosophie. Da die Philosophie eigentlich meine erste Liebe ist, lassen mich solche Gedanken stets aufhorchen. Ist die Theologie auch eine Wissenschaft die sich Gott verpflichtet weiß, so wird sie doch von Menschen betrieben und unterliegt so auch den Gesetzen und Moden des menschlichen Denkens. Barth beobachtet, dass siech die Theologie zu verschiedenen Zeiten verschiedener Bilder und Mittel bedient, die eben gerade verfügbar sind. Allerdings gilt:

Sie kann sich aber in keiner Zeit und Situation einladen, geschweige denn verpflichten lassen, irgendeine jeweils herrschende oder herrschen wollende allgemeine Anschauungs-, Begriffs-, Bild- oder Sprachreglung, ob sie nun im Namen des Aristoteles oder des Cartesius, Kants, Hegels oder Heideggers proklamiert sei, als ein sie bindendes Gesetz zu anerkennen.1

Dieser Hinweis ist wichtig angesichts der vielen, die versuchen die Theologie vor den Karren einer bestimmten Philosophie zu spannen oder nur noch durch die Brille einer bestimmten Philosophie zu sehen. Davon darf sich die Theologie auf keinen Fall vereinnahmen lassen, denn sie hat einen Gegenstand der größer ist als alle Philosophie. Die Moden der Zeiten vergehen, aber Gott bleibt. Umgekehrt aber darf sich die Theologie der modernen Bilder und Erkenntnisse bedienen, die eine Zeit zu bieten hat.

Warum sollte sie nicht auch von den jeweils gangbaren Vorstellungen, Begriffen, Bildern und Redewendungen – sollten sie sich als dazu tauglich erweisen – und also getrost „eklektisch“ – Gebrauch machen?2

Ehrlich gesagt mag ich besonders die Aufforderung von modernem Gedankengut eklektisch Gebrauch zu machen. Meistens kommt ein solches „Zusammensuchen von Dingen, die einem gerade passen“ nicht eben gut weg. Ich mache es aber selbst gerne. Jedes Mittel und jeder Gedanke ist willkommen, wenn er näher zu Gott führt und etwas klar macht. Es ist legal auf alle Quellen zurückzugreifen, die es gibt. Hat nicht auch Paulus einen durchaus eklektischen Ansatz gelebt, als er den Atheners aus ihren eigenen Altären den Herrn Jesus Christus verkündet hat (Apostelgeschichte 16)?

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  1. Barth, Karl (1985): Einführung in die evangelische Theologie. 3. Aufl. Zürich: Theolog. Verl, S. 101 []
  2. Barth, Karl (1985): Einführung in die evangelische Theologie. 3. Aufl. Zürich: Theolog. Verl, S. 101 []

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