Natürlich gehört zur theologischen Arbeit mehr als das Gebet. Hier kann man an die alte Regel der Mönche denken: ora et labora – bete und arbeite. Das Prinzip ist absolut biblisch, niemand sollte nur arbeiten (und damit den Bezug zu Gott verlieren) und niemand sollte nur beten (und damit seine Verantwortung in der Welt nicht ernst nehmen. Barth drückt es so aus:

Gebet ohne Studium wäre leer. Studium ohne Gebet wäre blind.1

Kommt beides zusammen, sind schon einmal zwei bedeutende Grunddisziplinen des christlichen Glaubens erfüllt. Die logische Frage „was ist denn Studium?“, die sich daran anschließt, beantwortet Barth wie folgt:

„Studium“ heißt in dem uns hier interessierenden Sinn: eines Menschen tätige, u.zw. ernstlich, eifrig, fleissig tätige Bemühung um eine bestimmte, ihm und Anderen gestellte Erkenntnisaufgabe: seine aus eigenem Trieb und Drang in freier Neigung und Lust strebsam ins Werk gesetzte Beteiligung am Versuch ihrer Beantwortung.2

Ich mag an dieser Definition zwei Aussagen: dass sie auf eine Freiwilligkeit der theologischen Beschäftigung abhebt, aber auch, dass es eine zielgerichtete Beschäftigung mit einem Gegenstand ist. Man studiert um etwas in Erfahrung zu bringen. Man erhofft sich einen Erkenntnisgewinn der so kostbar ist, dass man bereit ist, vieles daran zu setzen ihn zu bekommen. Heutzutage scheint Studium (speziell im universitärem Bereich) sinnfreier zu sein. Viele studieren einfach und sammeln Wissen an ohne sich Erkenntnisziele zu setzen. Wer nicht weiß was er will, wird es auch nicht bekommen. Da ist mir Barths Definiton schon sehr sympathisch.

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  1. Karl Barth: Einführung in die evangelische Theologie, Seite 187 []
  2. ebd. []

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