28. Dezember 2010 1

Nachfolge 8

Anhand der Beispiele aus Lukas 9,57-62 macht Bonhoeffer klar, dass nichts – kein religiöses Gesetz, keine eigene Bedingung und kein Zögern – sich zwischen Jesus und den stellen darf, den er ruft. Der Ruf in die Nachfolge verändert sofort alles.

So schafft der Ruf in die Nachfolge sofort eine neue Situation. In der alten Situation bleiben und nachfolgen schließt sich aus. Das war zunächst ganz sichtbar so. Der Zöllner musste den Zoll, Petrus die Netze verlassen, um hinter Jesus herzugehen. Es hätte ja nach unserem Verständnis auch damals schon durchaus anders sein können. Jesus hätte dem Zöllner eine neue Gotteserkenntnis vermitteln und ihn in seiner alten Situation lassen können. Wäre Jesus nicht der menschgewordene Sohn Gottes gewesen, so wäre das möglich. Weil aber Jesus der Christus ist, darum musste es von vornherein deutlich werden, dass sein Wort nicht eine Lehre, sondern eine Neuschöpfung der Existenz ist. (Seite 50)

Es ist nötig, dem Ruf in die Nachfolge – und damit aus dem Gewohnten heraus – zu folgen um Glauben zu lernen. Man lernt Glauben nicht im Vertrauten. Petrus musste raus aus dem Boot um auf den Wellen zu glauben; gerade Petrus auf dem Wasser begegnet uns wieder und wieder in diesem Kapitel.
Nachfolge ist Tat, kein Bekenntnis. Interessant ist, dass der Apostel Johannes dasselbe über die Wahrheit sagt: „Wenn wir sagen, daß wir Gemeinschaft mit ihm haben, und wandeln in der Finsternis, lügen wir und tun nicht die Wahrheit.” (1.Johannes 1,6 nach der Elberfelder) Wahrheit ist nichts, was man glaubt oder besitzt, nicht einmal etwas, das man sagt. Man tut die Wahrheit – erst im Vollzug wird sie zur Wahrheit. So auch die Nachfolge: Sie ist kein Konzept sondern etwas, das getan werden muss – sie ist Nachfolge erst im Vollzug des göttlichen Rufes.

Damit schafft die Nachfolge bereits im ersten Schritt die Bedingungen die für sie notwendig sind. Man folgt in etwas Fremdes, Neues hinein. Man verlässt einen gewohnten Beruf, ein gewohntes Land, ein gewohntes Leben um im Neuen das neue Leben zu erlernen. Damit ist klar, dass es Jesus nicht um doktrinäre Aussagen ging – er brachte keine Philosophie sondern einen Weg, der gegangen werden muss.
Das findet sich wieder in Bonhoeffers Interpretation der Neuschöpfung. Oft verstehen wir 2.Korinther 5,17 als etwas so sehr innerliches, dass es kaum eine Auswirkung auf unser äußeres Leben hat – unser Geist ist neugeschaffen, aber davon merkt man nicht unbedingt etwas. Für Bonhoeffer ist das zutiefst praktisch. Jesus gestaltet das ganze Leben neu indem er in ein Leben hineinruft, das mit dem alten Leben nichts mehr gemein hat.

Levi am Zoll hätte Jesus wohl haben können als einen Helfer in allerlei Not, aber er hätte ihn nicht erkannt als den einen Herrn, dem er sein ganzes Leben in die Hand legen soll, er hätte nicht glauben gelernt. (Seite 51)

Wie herausfordernd ist diese Sichtweise auch für mich! Wir hätten gerne Jesus als den Helfer in unserem Leben, wollen aber nicht sein Leben leben. Wie viel Unglaube kommt wohl daher, dass wir nicht den ersten Schritt aus dem Boot und in die Nachfolge gehen?

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Ein Kommentar

  1. Das Nachfolge eine Tat ist und kein Bekenntnis leuchtet mir sehr ein, für mich ist nur oft die frage das die Nachfolge im Altag für mich schlecht messbar ist. Ich würde schon sagen das ich Jesus nachfolge und muss gleichzeitig einen großen Mangel an alltäglichen Zeichen der Nachfolge und des Gläubigseins feststellen.
    Ob es übernatürliches ist oder Nächstenliebe, naja ich denke Gott hat viel Glauben für uns und er liebt uns natürlich so sehr das wir immer wieder versuchen dürfen.

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