28. April 2006 1

Weisheit – Hiob 28

Das ganze 28. Kapitel ist der Weisheit gewidmet. Es ist richtig modern in seiner Aussage: der Mensch war schon überall. Er hat alles erforscht, nach jedem Schatz gegraben, kennt die Tiefen der Erde, aber all das hat ihn nicht weiser gemacht. Am Ende aller Mühe steht die fast lakonische Feststellung:

Verborgenes bringt er ans Licht. Die Weisheit aber, wo ist sie zu finden, und wo ist der Ort der Einsicht? Kein Mensch kennt die Schicht, in der sie liegt; sie findet sich nicht in der Lebenden Land. (Hiob 28,11-13)

Die Weisheit ist nirgendwo auf dieser Erde, Wissenschaftler, Goldgräber und Astronauten werden sie nicht finden.

Hier liegt ein Geheimnis, dass oft übersehen wird. Woher kommt es, dass trotz immer besserer Technik, Genetik und anderen Errungenschaften der Moderne die Welt an sich noch immer so ist wie seit je? Wieso hat der Mensch in all den Jahrhunderten Wissenschaftsgeschichte nicht verbessert und ist so kriegerisch und egoistisch wie immer? Viele haben ihre ganze Hoffnung auf einen diesseitige Technokratie gesetzt und dachten (denken?), dass alles anders wird wenn die Waffen abeschreckender und die medizinische Versorgung besser würde. Das hat sich als Trugschluss herausgestellt und den Grund konnte man die ganze Zeit bei Hiob nachlesen: Weisheit ist nicht in dieser Welt. Hier findet man nur Schätze und Wissen, aber die Fähgikeit mit beidem umzugehen gibt es hier nicht.

Wo dann?
In einem hinduistischen Märchen wollten die Götter die Weisheit vor den Menschen verstecken. Also überlegten sie, sie in der tiefsten Tiefe zu verbergen – „Geht nicht“, kam ein Einspruch, „irgendwann graben die Menschen so tief und finden sie“. Dann ins Meer? Oder auf den höchsten Gipfel des Himalaja? Überall dasselbe Problem. Schliesslich kam ein Vorschlag, den alle gut fanden und sie versteckten die Weisheit an dem einzigen Ort an dem der Mensch sie nicht suchen würde: im Menschen selbst.
Diese Geschichte hat schon einiges Wahres: es braucht Ruhe um die Weisheit zu finden und man findet sie nicht irgendwo aussen, sie liegt am inneren Pfad.
Aber Hiob geht noch darüber hinaus. Sie ist gar nicht in dieser Welt, sie ist bei Gott und kommt von ihm:

Die Weisheit aber, wo kommt sie her, und wo ist der Ort der Einsicht? Verhüllt ist sie vor aller Lebenden Auge. (Hiob 28,20-21)
(…)
Gott ist es, der den Weg zu ihr weiß, und nur er kennt ihren Ort. (Hiob 28,23)

Von dieser Weisheit hat uns Gott das Wichtigste gegeben:

Doch zum Menschen sprach er: Seht, die Furcht vor dem Herrn, das ist Weisheit, das Meiden des Bösen ist Einsicht. (Hiob 28,28 )

Weisheit ist zunächst einmal Heiligkeit. Eine Heiligkeit, die aus einer gesunden Ehrfurcht vor Gott kommt. Wer weise ist, wird ein Leben in Gottes Ordnungen führen. Der Weise wird immer in einer Abhängigkeit zu Gott stehen.

Später im Alten Testament, als die Offenbarung Gottes fortgeschritten war, wird ein anderer Satz geschrieben werden, der in dieselbe Kerbe schlägt, aber Hiobs Richtung noch erweitert:

Die Furcht des HERRN ist der Weisheit Anfang; und Erkenntnis des allein Heiligen ist Einsicht. (Sprüche 9,10)

Das ist schon fast neutestamentlich: Heiligkeit ist nicht das Ende der Weisheit, sie ist der Anfang. Ab dem Moment in dem wir beginnen mit Gott zu leben sollte unsere Weisheit zunehmen. Das kann auf allen Gebieten sein: Weisheit im Umgang mit uns selbst, mit anderen und mit Gott. Aber es wird eine voranschreitende Weisheit sein, wie auch Jesus in Weisheit wuchs (Lukas 2,40). Hier gilt uns eine Verheissung Gottes, die ich nicht missen will:
Wenn aber jemand von euch Weisheit mangelt, so bitte er Gott, der allen willig gibt und keine Vorwürfe macht, und sie wird ihm gegeben werde. (Jakobus 1,5 )

Wer von euch ist weise und verständig? Er soll in weiser Bescheidenheit die Taten eines rechtschaffenen Lebens vorweisen. Wenn aber euer Herz voll ist von bitterer Eifersucht und von Ehrgeiz, dann prahlt nicht, und verfälscht nicht die Wahrheit! Das ist nicht die Weisheit, die von oben kommt, sondern eine irdische, eigennützige, teuflische Weisheit. Wo nämlich Eifersucht und Ehrgeiz herrschen, da gibt es Unordnung und böse Taten jeder Art. Doch die Weisheit von oben ist erstens heilig, sodann friedlich, freundlich, gehorsam, voll Erbarmen und reich an guten Früchten, sie ist unparteiisch, sie heuchelt nicht. Wo Frieden herrscht, wird (von Gott) für die Menschen, die Frieden stiften, die Saat der Gerechtigkeit ausgestreut. (Jakobus 3,1319)

[systematisch durch die Bibel]

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Ein Kommentar

  1. Storchman,

    welche Schlussfolgerung ziehst du dann aus der von oben gewonnene Weisheit ? Wozu befähigt sie einen Menschen ?

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