14. Juli 2008 Kommentare deaktiviert für Kritik an Lakeland 8 the "latter rain"

Kritik an Lakeland 8 the "latter rain"

8 Eschatologie – the latter rain – alle Posts zum Thema.

Eine grosse Kritik vieler amerikanischer Christen klingt uns Deutschen erst einmal fremd. Es geht um die „latter rain theology (LRT)“, der Todd Bentley im Gegensatz zu seinen Kritikern an zu hängen scheint. Wenn wir mal etwas nachbohren, was es damit auf sich hat, werden wir allerdings fest stellen, dass es sich um eine Diskussion handelt, die auch hierzulande gern geführt wird.

Die LRT stammt aus der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg und war als Bewegung so etwas wie eine Erneuerungsbewegung innerhalb der (von vielen als erstarrt erlebten) pfingstlichen Szene. Die Bewegung war nie von formalen Strukturen gekennzeichnet sondern zu jedem Zeitpunkt eher ein Beziehungsnetzwerk. Theologisch rufen hauptsächlich drei Bereiche Kontroversen hervor (Eschatologie, Ekklesiologie und Pneumatologie). Ich stelle mal nur die Ekklesiologie dar (grob aus der englischen Wikipedia übersetzt da sie dort einfach und knapp dargestellt ist). Die anderen Bereiche scheinen mir weniger kontrovers zu sein.

Letter Rain (dt. Spätregen) brach mit dem Dispensationalismus, der seinen Weg auch in die Pfingstszene gefunden hatte. Der Dispensationalismus sieht die Endzeit eher negativ, während LRT von einem siegreichen Christentum und einer positiven Eschatologie ausgeht. Statt einfach nur ein paar Seelen zu retten bevor der Antichrist wieder kommt geht die LRT von einer siegreichen Gemeinde aus, die in die volle Mannesreife kommt, von der Paulus sprach.

Das Wort „Spätregen“ kommt aus der Bibel (Jeremia 3,3/5,23 | Joel 2,23 | Hosea 6,3 | Sacharja 10,1 und Jakobus 5,7). Die Theologie ist nicht mal neu, es gibt sie schon von Anfang an in der Pfingstbewegung wo man glaubte, dass die erneute Ausgiessung des Heiligen Geistes mit Zungen einen „Spätregen des Geistes“ darstellte, der das Ende der Zeiten markiere. Das erste Pfingsten war der Beginn des Zeitalters der Gemeinde und die damalige Ausgiessung der „Spätregen“ der dazu führen würde, dass das Werk Christi beendet würde und Jesus bald wiederkäme.
(Wikipedia geht noch weiter, aber das reicht ja auch)

Ich war nie für Eschatologie zu begeistern, das ist mir alles zu spekulativ und es bringt mich in meinem Auftrag nicht weiter. Also habe ich ein paar der klassischen Bücher darüber gelesen und gut war. Es gibt vieles, was unklar ist, oft nur Nuancen, manchmal aber auch sehr grundsätzliches. Die Diskussion hängt sich an einer grundsätzlichen Frage auf: „können wir mit einer endzeitlichen Erweckung rechnen oder gibt es einen grossen Abfal vom Glauben?“ So weit ich es überblicken kann, sind die meisten der Ansicht, dass es einen riesigen Abfall geben wird, die Liebe erkaltet und wir richtig fiesen Zeiten entgegen gehen. Aber es gibt immer ein kleines gallisches Dorf, dass eine andere Stellung bezieht…

Die Gegenposition wird in Deutschland sehr gut von Bruno Zimmerli vertreten, dessen Buch „eine siegreiche Zukunft“ ich in der Vorbereitung für diesen Eintrag immerhin quer gelesen habe. Ich bin überrascht, wie sehr ich dem ganzen theologisch nahestehe. Für nicht-Leser (die es hier vermutlich nicht geben wird), gibt es auch zehn mp3s. Zimmerli legt die Stellen, die es zu den letzten Jahren in der Bibel gibt sehr gut aus und kommt zu einer „Eschatologie der Hoffnung“, die Lust auf eine Endzeit im Sieg macht.

Welche Position hat nun Recht? Ich vermute mal, beide. Es gab immer schon geistliche Aufbrüche und Abfall vom Glauben nebeneinander. Auf der einen Seite wird alles schlimmer, auf der anderen sieht man Gottes Wirken. Warum sollte sich das je ändern? Ich rechne eher damit, dass die Unterschiede zwischen Licht und Dunkelheit klarer zu Tage treten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es bei der Wiederkunft Jesu nur ein paar Hundert Christen gibt, die sich durch die dunkelste aller Zeiten gerettet haben – auf der anderen Seite kann ich mir auch nicht vorstellen, dass 7Milliarden leidenschaftliche Jünger „komm bald, Herr Jesus!“ singen.

Was auf keinen Fall passieren darf ist, dass unsere eschatologische Sicht uns davon abhält, Gottes Reich in Zeichen und Wundern zu suchen! Wer fest damit rechnet, dass es am Ende nichts Gutes mehr gibt, der wird auch nichts Gutes erleben. In diesem Sinne gefallen mir Theologien wie LRT besser als der klassische Dispensationalismus, weil sie dazu motivieren für eine bessere Welt um beten und kämpfen statt uns zu lähmen. Ich würde einer jeden Theologie misstrauen, bei der am Ende rauskommt, dass jedes (vermeindliche) Wirken Gottes in Wirklichkeit eine dämonische Verführung ist.
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Zuletzt bearbeitet am 14. Juli 2008 in theologie und gemeinde · Kommentare deaktiviert für Kritik an Lakeland 8 the "latter rain"

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