Wenn jemand nicht im Wort strauchelt, der ist ein vollkommener Mann, fähig, auch den ganzen Leib zu zügeln.
3 Wenn wir aber den Pferden die Zäume in die Mäuler legen, damit sie uns gehorchen, lenken wir auch ihren ganzen Leib.
4 Siehe, auch die Schiffe, die so groß und von heftigen Winden getrieben sind, werden durch ein sehr kleines Steuerruder gelenkt, wohin das Trachten des Steuermanns will.
5 So ist auch die Zunge ein kleines Glied und rühmt sich großer Dinge. Siehe, welch kleines Feuer, welch einen großen Wald zündet es an!
6 Auch die Zunge ist ein Feuer; als die Welt der Ungerechtigkeit erweist sich die Zunge unter unseren Gliedern, als diejenige, die den ganzen Leib befleckt und den Lauf des Daseins entzündet und von der Hölle entzündet wird.
7 Denn jede Art, sowohl der wilden Tiere als auch der Vögel, sowohl der kriechenden als auch der Seetiere, wird gebändigt und ist gebändigt worden durch die menschliche Art;
8 die Zunge aber kann keiner der Menschen bändigen: sie ist ein unstetes Übel, voll tödlichen Giftes.
9 Mit ihr preisen wir den Herrn und Vater, und mit ihr fluchen wir den Menschen, die nach dem Bild Gottes geschaffen worden sind.
10 Aus demselben Mund geht Segen und Fluch hervor. Dies, meine Brüder, sollte nicht so sein!
11 Die Quelle sprudelt doch nicht aus derselben Öffnung das Süße und das Bittere hervor?
12 Kann etwa, meine Brüder, ein Feigenbaum Oliven hervorbringen oder ein Weinstock Feigen ? Auch kann Salziges nicht süßes Wasser hervorbringen. (Jakobus 3,2b-12 nach der Elberfelder)

Der ganze Abschnitt behandelt nur ein Thema: die Macht der Zunge und die Schwierigkeit, gut mit dieser Macht umzugehen. Sprüche 18,21 sagt, dass Leben und Tod in der Gewalt der Zunge liegen. Das stimmt, denn die Zunge kann maßgeblich unser Denken und damit unser Leben beeinflussen.
Sie ist klein, kann aber dennoch viel ausrichten. Die Beispiele, die Jakobus bringt, sind beeindruckend: ein kleines Feuer kann einen großen Wald entzünden, ebenso kann eine kleine Zunge, die Gerüchte streut oder Menschen manipuliert, großen Schaden anrichten. Ein kleines Ruder kann ein riesiges Schiff lenken; ebenso hat die kleine Zunge Einfluss auf den Lauf unseres ganzen Lebens.
Deswegen ist es wichtig, die Zunge zu beherrschen und nicht einfach alles aus uns herausfallen zu lassen, was uns in den Sinn kommt. Das gehört zu den schwersten Dingen überhaupt. Es ist leichter, wilde Tiere zu bändigen oder sonst was zu tun, als die eigene Zunge im Zaum zu halten. Das zeigt immerhin schon mal eine wichtige Erkenntnis: wer versucht, seine Zunge zu zähmen, hat immerhin schon einmal begriffen, dass es wichtig ist, das zu tun; viele Menschen haben nicht einmal kapiert, dass ihr Reden Einfluss auf ihr Leben und ihre Umwelt hat.

Ich würde es wörtlich nehmen, dass niemand seine Zunge unter Kontrolle zu bringen vermag. Das Böse, das aus uns hervorgeht kann direkt aus der Hölle gespeist sein und so ist es möglich, dass nicht nur seelische Kräfte in und durch uns wirken. An so etwas denken moderne Menschen nicht einmal, es ist aber vollkommen normale Denke des Neuen Testaments: Wir sind mehr von der unsichtbaren Welt beeinflusst als unser Verstand anzunehmen bereit ist.
Deswegen ist es für den natürlichen Menschen ohne Jesus nicht möglich, seine Zunge zu kontrollieren. Jakobus will an der Stelle sicherlich niemanden frustrieren. Seine Aussagen stehen im Gesamtzusammenhang der Bibel und speziell des Neuen Testamentes. Da ist dann klar, dass der wiedergeborene Christ nach anderen Regeln lebt und mit Hilfe des Heiligen Geistes durchaus in der Lage ist etwas zu schaffen, was Menschen sonst nicht schaffen können. Auch wenn ohne Gott niemand seine Zunge unter Kontrolle bringen kann ist es für uns möglich.

Jakobus hat selber nicht gesagt, in welchen Bereichen wir unser Reden besonders kontrollieren sollten. Da es aber so zu unpraktisch ist, möchte ich wenigstens zwei Bereiche nennen, in denen wir unsere Zunge kontrollieren sollten.
1) die Wahrheit sprechen: ich habe mir konsequent abgewöhnt (und bin noch dabei), Alltagslügen über Gott und mich auszusprechen. Das sind Aussagen, die unbedeutend scheinen, es aber nicht sind: „das schaffe ich nicht“, „ich glaub’ ich werde krank“, „Herr, erbarm Dich“. Wir sagen manches, das auf den ersten Blick Kokolores ist. Bei anderem muss man genauer hinsehen. Es ist sinnlos, den Herrn der Barmherzigkeit um Gnade zu bitten, denn Gnade ist sein Wesen. Solche Gebete zeigen nicht, wie fromm wir sind, sondern wie schlecht wir unseren Vater kennen.

2) nicht schlecht über andere reden, insbesondere nicht lästern. Ich denke, dieser Bereich ist so klar, dass man keine Beispiele nennen muss. Seltsamerweise ist es ein Bedürfnis, schlecht über andere zu reden, auch um das eigene Selbstwertgefühl aufzubauen. Das macht es so schwer, an diesem Punkt die Zunge zu kontrollieren.

Jeder, der mit Jesus oder nach einem anderen Wertesystem lebt, wird versuchen, seine Zunge zu kontrollieren. Daraus ergibt sich die Erfahrung, die Jakobus beschreibt, dass wir mit derselben Zunge Gutes und Schlechtes reden. Aus derselben Quelle fließt bitteres und süßes Wasser. Es ist aber nur eine Frage von Gottes Veränderung, dass sich das ändert. Je mehr unser Innerstes von Gott dominiert ist umso weniger Bitteres wird aus der Quelle fließen, weil einfach nichts Bitteres mehr in uns ist.

[ein weiterer Post zu dieser Stelle]
[systematisch durch die Bibel]

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2 Kommentare

  1. Hallo Storch,
    gerade diesen letzten Satz „Je mehr unser Innerstes von Gott dominiert ist, umso weniger Bitteres wird aus der Quelle fließen, weil einfach nichts Bitteres mehr in uns ist.“ möchte ich nochmal betonen, weil mir das auch so wichtig geworden ist. „Aus der Fülle des Herzens redet der Mund“ (Matthäus 12,34), also wovon das Herz voll ist, das kommt bei irgendeiner passenden oder unpassenden Gelegenheit aus dem Mund heraus, das lässt sich nicht ganz unterdrücken. Ich denke zwar auch, es ist wichtig, sein Reden zu kontrollieren und nicht einfach drauflos zu plappern, aber ich halte es für viel wichtiger und effektiver, dass das Herz von allem Bitteren gereinigt und von Gott neu gefüllt wird. Dann fällt auch entsprechendes Reden nicht mehr so schwer.

  2. Ich denke Sie haben vollkommen recht mit den zwei Punkten die Sie genannt haben! Dies sind die wichtigsten, leider aber auch genau die Punkte die am wenigsten von den Menschen eingehalten werden und am meisten Schaden anrichten können!

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