24. März 2011 0

Nachfolge 23

Die „verborgene Gerechtigkeit“ hält einige echte Schmankerl bereit. Man muss sich auf Bonhoeffer einlassen um zu bekommen, was er zu geben hat. Er erschließt sich nicht leicht; vielleicht liegt es aber auch daran, dass mir viele seiner Gedanken zunächst fremd sind und dass ich dieses Feld aufbrechen muss um es für mich urbar zu machen. Es geht Matthäus 6,1-4, die verborgene Gerechtigkeit.
Bonhoeffer sieht deutlich den Widerspruch zwischen den Kapiteln fünf und sechs. Im fünften Kapitel ging es um Sichtbarkeit: Das Licht, das nicht unter den Scheffel gestellt werden soll, die Stadt auf dem Berge, die jeder sieht. Nun soll auf einmal die Gerechtigkeit nicht ausposaunt und geheim gehalten werden. Wie passt das zusammen? Der Jünger soll nichts tun um gesehen zu werden. Die Motivation soll nicht der Applaus oder die Anerkennung der Menschen sein; es geht um Nachfolge. Das größte Problem ist dabei allerdings nicht das Publikum, sondern der Jünger selbst. Wie lebt man so mit Jesus, dass man nichts tut um sich selbst zu beklatschen?

Wem soll das Sichtbare der Nachfolge verborgen sein? Nicht den anderen Menschen, sie sollen vielmehr das Licht des Jüngers Jesu leuchten sehen, wohl aber dem, der das Sichtbare tut soll es verborgen sein. Er soll in der Nachfolge bleiben und auf den sehen, der ihm vorangeht, nicht aber auf sich selbst und das was er tut. Der Nachfolgende ist sich selbst verborgen in seiner Gerechtigkeit. (Seite 154)

Ich kenne wenige Autoren, die so jesusfixiert schreiben wie Bonhoeffer. Der Jünger hat den Blick so eng auf Jesus gerichtet, dass er seine eigenen Leiden nicht als störend empfindet und sich nicht in seiner Gerechtigkeit selbst überhöht. „So sieht der Nachfolgende immer nur seinen Herrn und folgt ihm (155). Bonhoeffer umschreibt seine Bibelstelle als „Du sollst dein eigenes Gutes nicht wissen“ und sieht darin eine phantastische Verheißung: „Die Verborgenheit seines Lebens vor sich selbst ist seine Verheißung“.
Es gibt kaum etwas, das uns so aus dem Genießen von Gottes Gegenwart heraus reißt wie eigene Gerechtigkeit. Wer sich selbst in der Nachfolge sieht, hat damit Christus bereits aus dem Blick verloren.

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